Politik

Merkel und Hollande ratlos: Kein Plan für Griechenland

Das erste Treffen von Francois Hollande mit Angela Merkel in Berlin wurde von der Entwicklung in Griechenland überschattet. Beide Politiker sagten, Europa müsse Griechenland helfen. Wie das gehen soll, wissen sie allerdings auch nicht.
16.05.2012 00:23
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Antrittsbesuch von Francois Hollande bei Bundeskanzlerin Angela Merkel war ein Foto-Shooting vor einer Kulisse mit Gewitterwolken: Denn während beide betonten, wie wichtig die deutsch-französische Freundschaft sei, kamen aus Griechenland die Nachrichten, dass der letzte Versuch einer Regierungsbildung gescheitert ist. Bei Neuwahlen könnte die linksradikal Syriza-Partei die Mehrheit gewinnen - dann droht der Austritt aus dem Euro.

Außer Appellen hatten Merkel und Hollande wenig, was man einen Plan für Griechenland nennen könnte: Beide sagte, es sei wünschenswert, dass Griechenland im Euro bleibe. Merkel sagte, trotzdem muss Griechenland sparen. Hollande sagte, Europa muss mehr Geld nach Griechenland schicken, um das Wachstum anzukurbeln.

Tatsächlich gibt es kein Wachstum in Griechenland. Und das Geld, dass nach Griechenland geschickt wird, dient weiter dem Schuldendienst. Nach dem Schuldenschnitt geht ein signifikanter Teil der Euro-Hilfsgelder an die EZB und den IWF. Ein nicht minder bedeutender Teil muss für den Schuldendienst an die privaten Gläubiger abgeliefert werden.

Das Dilemma für die Eurozone: Wenn der linke Parteiführer Tsipras wirklich gewinnt und mit dem Euro-Austritt ernst macht, dann fliegt der Euro-Zone das Target 2-System um die Ohren. Außerdem sind zahlreiche Banken akut gefährdet, weil sie immer noch massiv in Griechenland engagiert sind. Das gilt im besonderen für französische Großbanken.

Merkel und Hollande sind also Getriebene ihrer eigenen europäischen Integrationspolitik, die sich in Kombination mit dem massiven europäischen Schuldenmachen nun als fatal erweisen könnte. Weil Merkel und Hollande weder ein Drehbuch für Plan A noch einen Plan B haben war es wenig verwunderlich, dass über der ersten deutsch-französischen Begegnung nach Sarkozy ein spürbarer Hauch von Ratlosigkeit und Resignation lag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...