Politik

USA bieten Türkei Ende der Finanz-Krise an

Lesezeit: 2 min
22.08.2018 12:28
Die US-Regierung teilt der Türkei mit, unter welchen Bedingungen die Attacken auf die Lira ein Ende haben könnten.
USA bieten Türkei Ende der Finanz-Krise an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters berichtet:

Die Krise zwischen den USA und der Türkei könnte dem Nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump zufolge sofort enden, wenn Ankara den US-Pastor Andrew Brunson auf freien Fuß setzt. John Bolton sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Rande eines Besuchs in Israel, die Türkei habe einen schweren Fehler gemacht, weil sie Brunson nicht freigelassen habe. "Diese Krise kann aber sofort enden, wenn sie, als Nato-Partner und Teil des Westens, das Richtige tun und Pastor Brunson ohne Bedingungen freilassen." In der großen Koalition in Berlin wird vor dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan weiter gestritten, ob Deutschland der in einer Wirtschafts- und Finanzkrise steckenden Türkei unter die Arme greifen sollte.

Wegen des Streits um Brunson und den im US-Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen haben die USA und die Türkei einander mit Strafzöllen überzogen. Die Türkei sieht in Gülen den Drahtzieher des Putschversuchs 2016 und fordert seine Auslieferung. Brunson wirft sie Kontakte zu Gülen vor. Der wirtschaftliche Druck der USA stürzt die ohnehin schwächelnde türkische Wirtschaft in zusätzliche Probleme. Die Landeswährung Lira hat seit Jahresbeginn fast 40 Prozent an Wert verloren. Am Freitag hatten die US-Ratingagenturen Moody's und S&P die Bonität türkischer Staatsanleihen weiter gesenkt; sie gelten als Ramsch.

Die USA haben weitere Sanktionen angekündigt, falls Brunson nicht freigelassen wird. Die Mitgliedschaft der Türkei in der Nato stellte Bolton jedoch nicht in Frage: "Das ist im Moment nicht das Thema. Wir konzentrieren uns auf Pastor Brunson und die anderen Amerikaner, die die türkische Regierung rechtswidrig festhält, und wir erwarten, dass das gelöst wird." Trump hatte am Montag in einem Reuters-Interview Zugeständnisse abgelehnt. Erdogan sieht sein Land als Ziel eines Wirtschaftskriegs.

Der evangelikale Pastor Brunson lebt seit zwei Jahrzehnten in der Türkei; die Vorwürfe hat er - wie Gülen - zurückgewiesen. Brunsons Anwalt kündigte an, das türkische Verfassungsgericht anzurufen, nachdem ein untergeordnetes Gericht vergangene Woche die Freilassung Brunsons aus dem Hausarrest abgelehnt hatte.

Ende September wird Erdogan zu einem umstrittenen Besuch in Deutschland erwartet. SPD-Chefin Andrea Nahles bekräftigte ihre Forderung, dem Land zu helfen. "Die Wirtschafts- und Finanzkrise in der Türkei ist durch die US-Sanktionen erheblich verschärft worden und kann zur echten Bedrohung werden. Das kann uns in Deutschland nicht egal sein", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochausgabe). Es sei im europäischen und im deutschen Interesse, dass die Türkei nicht in Turbulenzen gerate, die zur Destabilisierung der gesamten Region führten.

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, hatte zuletzt gesagt, etwaige Hilfen stünden nicht im Vordergrund der Beratungen mit der türkischen Führung vor dem Deutschland-Besuch Erdogans. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, lehnt eine finanzielle Unterstützung zum jetzigen Zeitpunkt ab. "Wenn wir jetzt Hilfen leisten würden, ohne dass sich in der Türkei was ändert, wäre das vergeudetes Geld", sagte er im ARD-Morgenmagazin. Zunächst müsse die Türkei ihre Hausaufgaben machen und den Kurs in Richtung Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ändern. Deutschland habe aber großes Interesse, dass die Türkei wirtschaftlich und politisch stabil bleibe.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Abzocke an der Ladesäule? Strom tanken fürs E-Auto unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Politik
Politik CDU plant schrittweise Rückkehr zur Wehrpflicht
08.05.2024

Nachdem die Bundeswehr 2011 von einer Regierung unter Führung der Union von der Wehrpflicht befreit wurde, macht die CDU nun nach 13...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.