Deutschland

Karstadt und Kaufhof stehen kurz vor Fusion

Die Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof stehen Insidern zufolge kurz vor einer Fusion.
06.09.2018 15:41
Lesezeit: 2 min

Der Fusion der beiden Warenhausketten Kaufhof und Karstadt steht namentlich nicht genannten Insidern zufolge nichts mehr im Wege. Die Banken hätten grünes Licht für die Pläne gegeben, sagten mehrere Insider am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Damit können sich die beiden Traditionsketten, die unter erheblichem Wettbewerbsdruck der florierenden Online-Händler stehen, zusammenschließen. Die Eigner der Ketten, die Signa-Holding des österreichischen Karstadt-Eigners Rene Benko und der nordamerikanische HBC-Konzern, hatten sich bereits im Grundsatz auf die Fusion verständigt. Beide setzen auf Einsparungen. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge kommt der Löwenanteil auf Kaufhof zu: Rund 5000 der 20.000 Stellen des Kölner Konzerns sollten wegfallen.

Der bei der Gewerkschaft Verdi für Kaufhof zuständige Bernhard Franke lehnte einen Kommentar ab, während ein Signa-Sprecher zunächst nicht zu erreichen war. Ein Sprecher des HBC-Konzerns verwies auf eine frühere Erklärung der Nordamerikaner, es gebe Gespräche mit Signa.

Benkos Holding und HBC hatten sich Anfang Juli auf eine Zusammenlegung der beiden Ketten verständigt. Nun stimmten auch die Banken der Transaktion zu, sagten mehrere Insider. Eine Blockade durch die Geldhäuser habe bei den Verhandlungen nicht im Raum gestanden. Signa soll bei der Fusion mit knapp 51 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen bekommen und das operative Geschäft mit ihrem Handelsexperten, dem Karstadt-Chef Stephan Fanderl, führen, hatten Insider Reuters bereits gesagt. HBC-Vertreter rücken in den Aufsichtsrat ein. Auch die Warenhaus-Immobilien sollen Teil der Übereinkunft sein. Kaufhof-Eigner HBC würde bei dem Deal wohl knapp eine Milliarde Euro für Benkos Anteil am operativen Geschäft und den Warenhaus-Immobilien zufließen.

Bei einem Zusammenschluss kann Fanderl dann die Kosten drücken: Einsparungen seien bei den Zentralen - für ein Gemeinschaftsunternehmen brauche es nicht zwei Hauptsitze in Essen und Köln - sowie in der Logistik und beim Einkauf geplant, hatten Insider berichtet. Karstadt beschäftigt noch rund 15.000 Menschen. Verdi hatte Signa und HBC aufgefordert, die Mitarbeiter in ihre Fusionsverhandlungen einzubinden. "Bei einem Geschäft in dieser Größenordnung müssen die Beschäftigten (..) eine wichtige Rolle spielen und durchgängig am Prozess beteiligt werden", hatte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der Nachrichtenagentur Reuters gesagt.

Die Idee einer deutschen "Warenhaus AG" aus Kaufhof und Karstadt ist nicht neu: Benko hat schon mehrfach vergeblich versucht, auch Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten in der Vergangenheit abgeschmettert. Nun hat sich die Lage aber geändert - Kaufhof leidet unter Verlusten und auch HBC steht im Heimatmarkt unter Druck. Bei Kaufhof liegen zudem Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag auf Eis. Damit laufen Kaufhof die Kosten weiter davon.

HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Doch die Kette mit ihren aktuell 96 Warenhäusern in Deutschland kam nicht in Schwung. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber bei Online-Händlern von Amazon bis Zalando. Aber auch zahlreiche Management- und Strategie-Wechsel verunsicherten nach der Übernahme die Kaufhof-Belegschaft. Um die Akquisition zu finanzieren, hatte HBC damals 41 Warenhaus-Immobilien in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Investor Simon Property eingebracht. An den Immobilien hatte Benko auch immer wieder Interesse gezeigt - nun soll er an ihnen beteiligt werden.

Benko hatte Karstadt nach der Übernahme 2014 mit Hilfe des Handelsexperten Fanderl saniert. Dieser setzte zunächst den Rotstift an, lichtete den Markendschungel im Sortiment und verordnete Karstadt eine verstärkte lokale Ausrichtung. Zudem holte er Partner in die knapp 80 Warenhäuser und kurbelte das Online-Geschäft an. Darüber hinaus hat die Kette einen Sanierungstarifvertrag mit Abstrichen für die Belegschaft mit Verdi geschlossen. Sie hat damit Kostenvorteile. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Karstadt bei einem leichten Umsatzrückgang einen Überschuss von 1,4 Millionen (Vorjahr: Minus 7,5 Millionen) Euro.

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...