Politik

Russland sperrt Luft- und Seeraum um Zypern

Lesezeit: 2 min
20.09.2018 12:46
Russland bereitet offenbar umfassende Militär-Aktionen über dem Mittelmeer vor.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Russland hat nach dem Verlust eines Militärflugzeuges offenbar begonnen, seine Operationen vor der syrischen Küste zu verstärken. Das berichten Medien aus Israel und Zypern.

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten aus europäischen Luftfahrtkreisen erfuhren, hat der Flughafen von Larnaka an die zivilen Luftfahrtunternehmen eine "notice to airmen (NOTAM)" herausgegeben, wonach etwa 50 nautische Meilen östlich von Zypern ein russisches Manöver stattfindet. Deshalb sei der Luftraum von den Russen gesperrt worden, die dazu in der Lage sind, weil sie den Luftraum über Syrien kontrollieren. Die zivilen Fluggesellschaften in Europa wurden demnach in Kenntnis gesetzt, dass bei dem Manöver Übrungswaffen mit einer Reichweite von 19.000 Fuß eingesetzt werden, weshalb im Falle des Überflugs eine Gefährdung der zivilen Luftfahrt bestünde.

Von offizieller russischer Seite liegt dazu keine Stellungnahme vor, auch die staatlichen russischen Medien berichten nicht über die Sperrung.

Laut Phileleftheros gab Moskau den zyprischen Behörden mehrere Mitteilungen über intensive militärische Aktivitäten, die in der kommenden Woche in der Region geplant sind, schreibt die Times of Israel. Der Bericht wies darauf hin, dass die russischen Operationen erhebliche Schwierigkeiten für den zivilen Verkehr auf und von der Insel verursachen werden.

Haaretz bringt eine Bestätigung der Meldung durch anonyme "Quellen". Russland habe demnach beschlossen, Regionen in der Nähe von Zypern von Donnerstag bis nächsten Mittwoch wegen der Militäroperationen für Luft-, Land- und Seeverkehr zu sperren. In Israel herrscht wegen des Syrien-Kriegs eine strenge Militärzensur, weshalb die Veröffentlichung der Bestätigung der Meldung mit der israelischen Militär-Führung abgestimmt sein muss. Haaretz veröffentlichte zur Untermauerung ihres Berichts eine Satellitenkarte der US-Navy. Ob die Angaben darauf authentisch sind kann unabhängig nicht überprüft werden.

Fünfzehn russische Soldaten wurden am Montag getötet, als in der Gegend von Latakia versehentlich ein Militärflugzeug von der syrischen Luftverteidigung abgeschossen wurde. Nach dem Vorfall gab das israelische Militär eine ungewöhnliche Erklärung ab, in der es bestätigte, dass es einen Luftangriff auf eine syrische Militäreinrichtung durchgeführt habe, die Systeme zur Herstellung von Präzisionswaffen für den Iran und die Hisbollah enthält.

Russlands Präsident Wladimir Putin verzichtete allerdings auf eine direkte Schuldzuweisung in Richtung Israels und sprach lediglich von der Verkettung tragischer Umstände. Putin kündigte allerdings an, die russische Militärpräsenz in Syrien zu verstärken, um die russischen Einrichtungen schützen zu können.

Russland und Israel stimmen ihre Militäraktionen in Syrien ab. Eine Delegation der israelischen Verteidigungskräfte unter Leitung des Kommandanten der Luftwaffe, Generalmajor Amikam Norkin, reiste laut Haaretz am Donnerstag nach Moskau ab, um die Ergebnisse seiner Untersuchung zu dem Vorfall zu präsentieren.

Laut der Zeitung Nesawissimaja Gazeta haben Moskau und Jerusalem seit dem Beginn der Operation des russischen Militärs gegen terroristische Gruppen in Syrien ein hohes Maß an Partnerschaft bewiesen. Trotz der früheren Beschreibung des Vorfalls als "eine Kette tragischer Unfallfolgen" kündigte Putin Vergeltungsschritte an.

Diese Maßnahmen sollen vor allem auf zusätzliche Sicherheit für russische Soldaten und Einrichtungen in Syrien ausgerichtet sein. Die von der Zeitung befragten Experten hinterfragen jedoch die Möglichkeit von wirklichen Maßnahmen gegen Israel: "Soweit ich weiß, ist die Luftverteidigung russischer Gebiete in letzter Zeit nicht verstärkt worden, eher das Gegenteil. Ich denke, dass Russland und Israel sich jetzt auf schnellere Anmeldungen und Flüge der israelischen Luftfahrt einigen werden, so dass dies nicht geschieht . "Die größte Reaktion könnte die Stärkung der syrischen Luftverteidigung sein", sagte der Experte des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, Anton Mardasov, der Nesawissimaja Gazeta. Der Experte sagte, dass, wenn der Zugang zu syrischem Luftraum für Israel behindert würde, der Iran ihn sofort nutzen würde, um seine Waffenlieferungen an die Hisbollah zu verstärken. "Dies wird die Israelis zu einer noch heftigeren Reaktion veranlassen, was eine Konfrontation in Syrien verstärken wird", fügte er hinzu.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...