Politik

USA und Kanada einigen sich auf Freihandels-Abkommen

Die USA, Kanada und Mexiko haben sich auf ein Nachfolgemodell für NAFTA geeinigt.
01.10.2018 10:02
Lesezeit: 2 min

Die USA haben im Handelskonflikt mit Kanada und Mexiko einen neuen Pakt zur Ablösung des Nafta-Abkommens vereinbart. Anstelle des 1994 geschlossenen Freihandels-Deals zur Regelung von Handelsströmen in Höhe von jährlich 1,2 Billionen Dollar rückt die USA-Mexiko-Kanada-Vereinbarung USMCA, wie die Regierungen in Washington und Ottawa in der Nacht zum Montag mitteilten. Das Ergebnis würden "freiere Märkte, freierer Handel und ein robustes Wirtschaftswachstum" in der Region sein.

Trump hatte den Namen USMCA erst vor wenigen Tagen bei einem Wahlkampfauftritt bekanntgegeben und scherzhaft gemeint, dass die Abkürzung eigentlich jene der "US Marine Corps" sei.

Details der neuen Vereinbarung lagen zunächst nur wenige vor. Eine Komponente ist, dass künftig mehr Teile, die zum Bau eines Autos benötigt werden, in Regionen Nordamerikas gefertigt werden müssen, in denen Arbeiter mindestens 16 Dollar pro Stunde verdienen. Ziel dahinter ist, dass Jobs aus Mexiko in die USA wandern. Für den Fall, dass Trump wie angedroht weltweit Schutzzölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte verhängt, wurde für Kanada und Mexiko eine Quote von je 2,6 Millionen Pkw vereinbart, die sie dann in die USA liefern dürfen. Der Streit über die bereits geltenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada wurde jedoch nicht gelöst.

Aus dem Umfeld der US- und kanadischen Regierung war zudem zu erfahren, dass ein Mechanismus zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten erhalten bleiben solle. Das war ein zentrales Anliegen der Regierung in Ottawa, die damit ihre wichtige Holzindustrie und andere Sektoren vor US-Anti-Dumping-Zöllen schützen will. Im Gegenzug erlaubt Kanada Bauern aus dem Nachbarland einen Teilzugang zu seinem Milchmarkt. Beim Branchenverband in Kanada kam das nicht gut an. Der Vorsitzende Pierre Lampron sagte, er könne nicht erkennen, wie das neue Abkommen positiv für die 220.000 kanadischen Familien sein könne, die von der Milchwirtschaft abhängig seien.

Der Durchbruch gelang erst kurz vor Ablauf einer Frist, die US.Präsident Donald Trump Kanada bis Sonntag-Mitternacht gesetzt hatte. Er erzwang eine Neuverhandlung des Nafta-Abkommens, weil es seiner Auffassung nach die USA benachteiligte. Die neue Vereinbarung vermeidet zwar die Einführung von Zöllen. Gleichzeitig machen Kanada und Mexiko aber Zugeständnisse, indem sie restriktivere Vorschriften für Exporte an ihren größten Handelspartner akzeptieren.

Die US-Regierung verbuchte die Einigung als wichtigen Erfolg für Trumps Wirtschaftspolitik. "Das ist ein großer Sieg für den Präsidenten und eine Bestätigung seiner Strategie im Bereich des internationalen Handels", sagte ein ranghoher Regierungsvertreter vor Journalisten. Trump hat sich als Teil seiner "America First"-Agenda vorgenommen, die Handelsdefizite der USA mit anderen Staaten einzudämmen. Er will deswegen auch die Beziehungen zu China und Europa - und insbesondere zu Europas Exportmeister Deutschland - neu sortieren. Als Druckmittel hat er dazu eine Reihe zusätzlicher Importzölle verhängt oder angedroht.

Trump soll dem neuen Abkommen seinen Segen geben haben. Eine Unterzeichung der Partnerstaaten wird für Ende November angepeilt, danach muss nach Angaben eines US-Regierungsvertreters der Kongress in Washington zustimmen. Dessen Zusammensetzung wird bei der Wahl im November neu sortiert. Derzeit haben Trumps Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern.

Auch Kanada und Mexiko zeigten sich zufrieden mit dem Ausgang der vor mehr als einem Jahr begonnenen Gespräche. "Das ist ein guter Tag für Kanada", sagte Ministerpräsident Justin Trudeau. Ähnlich äußerte sich Mexikos Außenminister Luis Videgaray. Beide Staaten hatten sich ursprünglich dagegen gestemmt, das Nafta-Abkommen aufzuschnüren. Für viele Freihandelsverfechter gilt die Unterzeichnung des vor knapp einem Vierteljahrhundert in Kraft getretenen Deals als einer der Startschüsse in eine Ära des freien Welthandels.

Doch aus Trumps Sicht ging dies auf Kosten der USA. Er machte Nafta unter anderem dafür verantwortlich, dass unzählige Industrie-Jobs in das Billig-Lohn-Land Mexiko verlagert wurden. Er drohte damit, das Abkommen notfalls völlig zu kippen, sollten Kanada und Mexiko den USA nicht entgegenkommen. Mit Mexiko einigten sich die USA Ende August. Die Gespräche mit Kanada drohten jedoch zu scheitern, bevor schließlich kurz vor Ablauf der Frist beide Seiten einlenkten und so doch noch auf einen Nenner kamen.

Die Finanzmärkte reagierten erleichtert. Sie hatten befürchtet, dass der Streit in schwächere bilaterale Vereinbarungen münden würde mit negativen Auswirkungen auf Lieferketten und Handelsströme insgesamt. Auch das Vertrauen in die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, werde steigen, sagte Devisenstratege Yukio Ishizuki von Daiwa Securities in Tokio.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...