Politik

EU-Kommission weist Italiens Haushalt zurück

Lesezeit: 1 min
23.10.2018 16:00
Die EU-Kommission akzeptiert das Defizit Italiens nicht. Rom dürfte zu Nachverhandlungen bereit sein.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Kommission hat den Haushaltsentwurf Italiens für das kommende Jahr zurückgewiesen. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici werde von der italienischen Regierung verlangen, ihr Budget für das kommende Jahr "zu überarbeiten", erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag aus EU-Kreisen. Es wäre das erste Mal, dass die EU-Kommission vorab einen Haushaltsentwurf ablehnt.

Die Entscheidung wurde den Angaben zufolge bei der wöchentlichen Sitzung der EU-Kommission in Straßburg getroffen. Moscovici wird sie in Kürze öffentlich verkünden.

Die neue Regierung in Rom hat eine Abkehr vom Sparkurs angekündigt und plant eine Neuverschuldung von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung. Dies ist drei Mal so viel wie von der Vorgängerregierung mit Brüssel vereinbart. Sorge bereitet in der EU, dass Italien mit 131 Prozent der Wirtschaftsleistung bereits jetzt die zweithöchste Gesamtverschuldung der Eurozone nach dem langjährigen Krisenstaat Griechenland hat.

Nach der Zurückweisung hat Italien drei Wochen Zeit, um einen neuen Haushaltsentwurf vorzulegen. Die EU-Kommission hat dann gleichfalls bis zu drei Wochen für die Prüfung. Bleibt es bei der Kritik, kann die Kommission ein Verfahren wegen eines zu hohen Defizits eröffnen. Dieses kann am Ende zu Milliardengeldbußen für Italien und zur Kürzung von EU-Strukturgeldern führen.

Italiens Regierung ist einem Zeitungsbericht zufolge bei einem Anstieg der Anleiherenditen bereit, seinen umstrittenen Haushaltsplan für 2019 zu ändern. Der "Plan B" der Regierung in Rom sehe Anpassungen bei den Rentenplänen und beim Grundeinkommen vor, berichtete die Zeitung "Il Messagero" am Dienstag ohne Angabe von Quellen. Die Regierung könnte dann reagieren, wenn die italienischen Anleiherenditen im Vergleich zu deutschen Papieren stark stiegen. Derzeit liegt die Verzinsung italienischer Anleihen bei 3,5 Prozent - für deutsche Anleihen werden lediglich 0,4 Prozent fällig.

Der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, hat wegen des Haushaltsstreits der EU mit Italien vor übertriebenen Reaktionen gewarnt. "Italien ist nicht das nächste Griechenland", sagte Klaus Regling vor Journalisten am Dienstag in Luxemburg. "Man sollte nicht in Panik verfallen." Regling kritisierte aber, dass die neue italienische Regierung eine höhere Neuverschuldung anstrebe. Die Pläne seien nicht mit den Vorgaben vereinbar, sagte er.

Anders als das frühere Krisenland Griechenland habe Italien aber nicht an Wettbewerbsfähigkeit verloren, und auch sein Haushaltsdefizit sei nicht so hoch, sagte Regling. Mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf andere Länder sah er zudem "ein sehr begrenztes Risiko der Ansteckung".


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Panorama
Panorama Musk-Weidel-Live-Interview: Handelt es sich bei der Übertragung von Elon Musk und Alice Weidel um eine unzulässige Parteispende?
09.01.2025

Tech-Milliardär Elon Musk spricht bei einer Liveübertragung auf X (ehemals Twitter) mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel - für...

DWN
Politik
Politik Trump und die Nato-Ausgaben
09.01.2025

Trump müsse bei Nato-Ausgaben vorlegen, fordert der britische Außenminister David Lammy. Während Trump von den Nato-Mitgliedern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rekordkrankenstand: Deutschlands Wirtschaft zahlt Milliarden - kommt nun die Teilzeit-Krankmeldung?
09.01.2025

Rekordkrankenstand in Deutschland: Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Konjunkturflaute ist das für Unternehmer ein hohes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitalwirtschaft in Deutschland: Wachstum trotz Konjunkturschwäche
09.01.2025

Die Digitalwirtschaft boomt trotz Konjunkturflaute in Deutschland - und schafft immer mehr Arbeitsplätze. 2025 sagen Experten ein weiteres...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Exporte steigen wegen USA
09.01.2025

Im November stiegen die deutschen Ausfuhren auf ein Jahreshoch. Das US-Geschäft erlebte dabei ein kräftiges Plus, während die EU-Märkte...

DWN
Politik
Politik Deutschland-Flugabwehr: Bundeswehr darf nicht mit neuen Luftabwehrraketen IRIS-T SLM üben - peinlich statt einsatzfähig!
09.01.2025

Die Bundeswehr übt Stillstand, die Kritik am Kanzler wird immer lauter: Mit markigen Worten verschleiert Olaf Scholz, dass die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
09.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Politik
Politik Migration: Deutschland bleibt Spitzenreiter bei Asylanträgen in der EU
09.01.2025

Migration: Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist 2024 drastisch zurückgegangen. Mit knapp 230.000 Erstanträgen verzeichnete das...