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China fördert Flüssiggas-Projekte in Russland

Lesezeit: 3 min
09.12.2018 22:47
China tätigt hohe Investitionen in russische Flüssiggas-Projekte. Russland wird dadurch zum „Global Player“ auf dem weltweiten Markt für Flüssiggas.
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Chinas LNG-Nachfrage wuchs im Jahr 2017 um ein Rekordniveau von acht Millionen Tonnen. In diesem Jahr wird es um weitere zwölf Millionen Tonnen wachsen und 50 Prozent des weltweiten LNG-Nachfragewachstums ausmachen. Das berichtet Wood Mackenzie in einer aktuellen Studie. Das Nachfragewachstum ist auf die Politik Pekings zurückzuführen, den Kohleverbrauch von industriellen und privaten Endverbrauchern zu kompensieren, um die zügellose Luftverschmutzung, insbesondere in den großen Ballungszentren einzudämmen. Peking hat das Ziel, dass Erdgas bis 2020 mindestens zehn Prozent des chinesischen Energiemixes ausmacht. Weitere Ziele sind für 2030 angesetzt.

Die LNG-Nachfrage des Landes veranlasst Unternehmen auch dazu, die Vorschläge für LNG-Exportprojekte zu überdenken. Derartige Projekt kamen zum Erliegen, als sich die globalen Öl- und LNG-Märkte von 2015 bis 2017 verschlechterten. Das größte LNG-Projekt, das seit 2015 in die Wege geleitet wurde, ist LNG Canada. LNG Canada ist ein großes industrielles Energieprojekt zum Bau und Betrieb eines LNG-Verflüssigungs-, Lagerungs- und Ladeterminals im kanadischen Hafen von Kitimat, so Oilprice.com.

Die Gesamtinvestition in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar wurde am 1. Oktober 2018 von den Anteilseignern des Projekts, Royal Dutch Shell (40 Prozent), Petronas 25 Prozent, PetroChina (15 Prozent), Mitsubishi (15 Prozent) und Korea Gas Corporation (fünf Prozent) genehmigt, berichtet Business in Vancouver.

Es werden jedoch weitere Projekte folgen, da die LNG-Nachfrage in Asien steigt. Derzeit geht 72 Prozent der weltweiten LNG-Nachfrage auf Asien zurück.

Wood Mackenzie-Bericht führt aus, dass 2019 das größte Jahr für LNG-Projekte sein könnte, mit Projekten in Russland, Katar, Mosambik und den USA.

Russland und China bei LNG

Der wachsende Handelskrieg zwischen Washington und Peking wird jedoch auch dazu führen, dass chinesische Unternehmen sich weiter von US-amerikanischen LNG-Geschäften (sowohl langfristige als auch Spot-Käufe) distanzieren, um LNG-Geschäfte mit Russland zu intensivieren.

Im Jahr 2014 unterzeichneten Russland und China nach einem Jahrzehnt der Verhandlungen über die Importpreise und die Lieferroute ein bedeutendes Gasabkommen. Die chinesische staatliche CNPC erklärte sich bereit, über einen Zeitraum von 30 Jahren Pipeline-Gas im Wert von 400 Milliarden US-Dollar von der russischen staatlichen Gazprom zu importieren. Die inzwischen fast fertiggestellte Pipeline „Power of Siberia" mit einer Gesamtlänge von 4000 Kilometern wird die ostsibirischen Gasfelder Russlands mit dem Nordosten Chinas verbinden. Im November 2014 unterzeichnete die CNPC mit Gazprom einen Vertrag über den Import von 1,1 Milliarden Kubikfuß pro Jahr aus westsibirischen Gasfeldern.

China möchte auch mehr russisches LNG importieren. Derzeit betreibt Russland zwei LNG-Exporteinrichtungen, darunter das kürzlich in Auftrag gegebene LNG-Projekt in der russischen Arktis. Yamal LNG verdoppelte die russische LNG-Produktion effektiv auf knapp über 20 Millionen Tonnen pro Jahr. Damit ist das Land der fünftgrößte LNG-Exporteur der Welt. CNPC ist mit 20 Prozent am Yamal-Projekt beteiligt und hat ein kontrahiertes Abnahmevolumen von drei Millionen Tonnen LNG pro Jahr. Der „Chinas Silk Fund“ ist mit 9,9 Prozent an dem Projekt beteiligt.

China investiert in Russlands LNG-Projekte

China ist daran interessiert, ein bedeutender Investor für andere russische LNG-Projekte zu werden, darunter auch das massive Arkti-LNG-2-Projekt von Novatek in Nordsibirien, das im Jahr 2023 in Betrieb gehen soll. Chinesische Firmen werden wahrscheinlich auch in Zukunft Investitionen in andere russische LNG-Projekte vornehmen. Das ermöglicht Russland, auf dem LNG-Markt mit Katar, Australien und den USA zu konkurrieren.

Russland und China kooperieren auch in der Arktis. Im Jahr 2015 haben beide Seiten eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie sich verpflichten, die Nordseeroute entlang der russischen Arktisküste in einen wettbewerbsfähigen kommerziellen Seeweg zu verwandeln. Das Informationsbüro des Staatsrates in China (SCIO) hat am 26. Januar 2016 ein Papier herausgegeben, in dem China als „nahezu arktischer Staat“ bezeichnet wurde. Das SCIO fügte hinzu, dass das Land daran interessiert sei, gemeinsame Anstrengungen zum Bau einer gemeinsamen „Seidenstraße am Polarkreis“ zu fördern, um Europa mit China zu verbinden.

Darüber hinaus intensiviert sich eine russisch-chinesische Militär-Partnerschaft. Im vergangenen Monat nahm China am russischen Manöver Wostok 2018 teil. Es war das größte Militärmanöver seit der Auflösung der Sowjetunion 1991. An der Grenze zu China nahmen rund 300.000 Soldaten an der Übung teil. Dabei wurde auch das Zusammenspiel mit chinesischen Einheiten geübt, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Mehr als 1.000 Flugzeuge, Hubschrauber und unbemannte Luftfahrzeuge, bis zu 80 Schiffe, bis zu 36.000 Panzer, gepanzerte Mannschaftswagen und andere Fahrzeuge kamen nach Informationen der Tass zum Einsatz. Die Übungen wurden im Japanischen Meer, im Beringmeer und im Ochotskischen Meer abgehalten.

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