Beim Autobauer Opel nehmen die Proteste gegen den geplanten Teilverkauf des Entwicklungszentrums am Stammsitz Rüsselsheim zu. Auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag wurde zudem die Verunsicherung vieler Mitarbeiter deutlich, die nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern an der Umsetzung der angekündigten Investitionen zweifeln. Für Rüsselsheim geht es unter anderem um ein zweites Modell neben dem Insignia. Die Beschäftigten demonstrierten zunächst in der Stadt und versammelten sich dann zu Tausenden in der Opel-Werkshalle K48.
Die Arbeiter wandten sich insbesondere gegen den im November vereinbarten Verkauf von Teilen des Internationalen Technischen Entwicklungszentrums (ITEZ) an den Ingenieur-Dienstleister Segula. Etwa 2000 Ingenieure sollen bis zum nächsten Sommer den Arbeitgeber wechseln, weil Opel das Zentrum mit zuletzt rund 7000 Beschäftigten nicht mehr auslasten kann. Hintergrund sind wegbrechende Aufträge des früheren Eigentümers General Motors.
„Die Kollegen wollen nicht zu Segula“, hieß es bei der Versammlung mehrfach. Die IG Metall verlangt mindestens Schutzmechanismen für diejenigen Arbeitnehmer, die zu dem neuen Arbeitgeber wechseln. Dahinter steht die seit Monaten geäußerte Furcht, dass die Segula-Pläne nicht aufgehen und die neue Teilgesellschaft in die Insolvenz rutschen könnte. In diesem Fall nütze der beste tarifliche Kündigungsschutz bis 2023 nichts, hieß es. Die Betroffenen sollten ein Rückkehrrecht zu Opel erhalten, fordert die Gewerkschaft.
Teilnehmern zufolge sagte Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug, dass den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall noch immer kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für den Teilverkauf vorgelegt worden sei. Mit jedem Tag, an dem kein Nachweis über die wirtschaftliche Tragfähigkeit erbracht werde, stiegen aber die Zweifel, mahnte der Betriebsratschef. Die Geschäftsführung forderte er auf, wieder die Mitbestimmungsinstrumente zu nutzen, statt weiter auf Konfrontation und Geheimnistuerei zu setzen.
Opel-Personaldirektor Ralph Wangemann sagte Teilnehmern zufolge weitere Gespräche zu allen Themen zu. Für den Segula-Verkauf seien tarifvertragliche Regelungen die Voraussetzung. Der Manager bekannte sich auch dazu, dass in Rüsselsheim ein zweites Modell gebaut werden müsse. Der Darmstädter IG-Metall-Vertreter Jochen Homburg kritisierte Opel-Chef Michael Lohscheller scharf dafür, dass er bei der seit einem Jahr geplanten Veranstaltung nicht anwesend war.
Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie „Keine Zukunft ohne Mitbestimmung“ oder „Einstellungen jetzt“. Jüngere Mitarbeiter verlangten: „Es geht um unsere Übernahme. Zukunft: Unbefristet.“
Ein Unternehmenssprecher erinnerte an die Zusagen Opels, sämtliche Werke zu behalten und dort zu investieren. Auch sei der Teilverkauf an Segula die beste Lösung, um die nicht mehr ausgelasteten Arbeitsplätze zu erhalten.