Die Bürger in Deutschland müssen sich ab April auf höhere Preise der Deutschen Post für ihre Briefe einstellen. Die Bundesnetzagentur, die die höheren Preise genehmigen muss, erklärte in einem Reuters am Dienstag vorliegenden Schreiben an ihren politischen Beirat, nach ihrem Fahrplan könnten "frühestens zu Beginn des zweiten Quartals 2019 neue Porti eingeführt werden". Über das Schreiben hatte auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet.
Post-Chef Frank Appel hatte sich mehrfach für eine deutliche Preiserhöhung im deutschen Briefgeschäft des Konzerns ausgesprochen. Aktuell wird eine Erhöhung von derzeit 70 auf bis zu 80 Cent erwartet, die voraussichtlich wieder für mehrere Jahre gelten soll. Aktien der Post legten am Morgen angesichts der sich abzeichnenden Porto-Erhöhung um knapp drei Prozent auf 25,63 Euro zu.
Die Bundesnetzagentur steckt den Rahmen für teurere Briefe des ehemaligen Staatsmonopolisten ab. Der Regulierer berücksichtigt dabei auch Inflation, Briefmengen und Kostenentwicklung bei der Deutschen Post. Einen Entwurf seiner Rahmenentscheidung wolle der Regulierer "voraussichtlich Mitte Januar" der Post übermitteln, die dann eine Stellungnahme abgeben muss, hieß es in dem Schreiben. Mitte März solle dann eine endgültige Entscheidung über den Rahmen ergehen, in dem die Post ihre Preise erhöhen kann. Der Bonner Konzern legt diese dann in konkrete Preisvorschläge für seine einzelnen Produkte wie die Postkarte und den Standardbrief um. Darüber muss der Regulierer dann binnen zwei Wochen entscheiden. "Neue Briefporti werden daher frühestens zu Beginn des zweiten Quartals 2019 gelten können", heißt es in dem Schreiben weiter.
Die Post erklärte, sie erwarte, dass ihr der Entwurf der beabsichtigten Rahmen-Entscheidung des Regulierers noch am Dienstag zugehen werde. Die Post werde ihre Aktionäre unterrichten, "sobald sie die beabsichtigte Entscheidung der Bundesnetzagentur bewerten konnte".
Das Dax-Unternehmen hatte seine Briefpreise für die Verbraucher eigentlich schon Anfang des Jahres anheben wollen. Doch die Bundesnetzagentur hatte die Entscheidung damals auf Eis gelegt. Hintergrund ist die laufende Sanierung des deutschen Brief- und Paketgeschäfts des Konzerns, zu der Post-Chef Appel ein Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht hat. Der Regulierer will die Auswirkungen der Umbauten in seine aktuelle Entscheidung einfließen lassen.
Das Briefgeschäft der Post in Deutschland leidet unter sinkenden Sendungsmengen, der Brief wird immer mehr durch elektronische Kommunikation wie die E-Mail ersetzt. Rasantes Wachstum registrieren die Rheinländer dagegen beim Paket - die Verbraucher bestellen ihre Waren im Internet, die Post liefert sie dann aus. Der Umsatz kletterte entsprechend, doch wuchsen die Kosten in der Sparte schneller als die Erlöse. Appel will das Steuer herumreißen und die Kosten drücken - die Sparte ist ein wichtiger Baustein für sein Jahresziel 2020, das vorsieht, den operativen Ertrag auf über fünf Milliarden Euro zu steigern.
Die Post hatte das Porto für das Massenprodukt Standardbrief zuletzt Anfang 2016 für drei Jahre von 62 auf 70 Cent erhöht - damals die größte Steigerung seit 1989.