Finanzen

EU-Sozialdemokraten wollen härteres Eintreiben von Steuern

Deutschland befindet sich im Bereich der Steuerhinterziehung europaweit auf dem zweiten Platz. Spitzenreiter ist Italien.
23.01.2019 17:23
Lesezeit: 1 min

Die Steuerhinterziehung beläuft sich in der Europäischen Union (EU) jährlich auf etwa 825 Milliarden Euro. Das geht aus einer aktuellen Studie der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament hervor. Italien war im Jahr 2015 mit einer Steuerlücke in Höhe von 190,9 Milliarden Euro Spitzenreiter, gefolgt von Deutschland mit einer Steuerlücke von 125,1 Milliarden Euro, Frankreich mit einer Steuerlücke von 117,9 Milliarden Euro und Spanien mit einer Steuerlücke von 60,0 Milliarden Euro.

Die Fraktion plädiert dafür, entschiedene Maßnahmen zur Beseitigung der Steuerlücke durchzuführen. Die Fraktion wörtlich:

“Erstens ist die Geldpolitik in der EU und auf der ganzen Welt jetzt unwirksam: Sehr niedrige Zinssätze garantieren dies. Das Finanzmanagement muss sich jetzt auf steuerliche Anreize stützen. Diese funktionieren jedoch nur, wenn die Steuerkluft gering ist. Die einzige verfügbare wirtschaftliche Waffe zur Bewältigung einer künftigen Rezession erfordert, dass die steuerliche Lücke so weit wie möglich verringert wird. Zweitens zeigt die Steuerlücke das Ausmaß der Ungleichheit zwischen denjenigen, die Steuern zahlen und nicht zahlen. Dies ist eine soziale Ungerechtigkeit, die ebenso wie andere Formen der Ungleichheit angegangen werden muss (...) Die Hälfte aller EU-Mitgliedstaaten hat Steuerlücken, die ihre Gesundheitsausgaben übersteigen können und oft erheblich sind.”

Im vergangenen Jahr wurde enthüllt, dass unter anderem internationale Finanzkonzerne mit illegalen Steuertricks den Fiskus umgehen. Nach Reuters-Informationen sind von den hoch umstrittenen “Cum-Ex”-Geschäften neben Deutschland und Dänemark auch Österreich, Belgien und Norwegen betroffen. Seit Juni laufen zudem Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln gegen die spanische Großbank Santander. Der Verdacht lautet: Schwere Steuerhinterziehung in den Jahren 2007 bis 2011. Beim australischen Geldhaus Macquarie hat der Skandal inzwischen die Chefetage erreicht. Der “Cum-Ex”-Schaden für den deutschen Steuerzahler liegt dem Bundesfinanzministerium zufolge bei über fünf Milliarden Euro. Über mehrere europäische Länder könnte sogar eine Summe von mehr als 55 Milliarden Euro zusammenkommen - wenn man weitere undurchsichtige Konstruktionen wie das umstrittene Steuersparmodell “Cum-Cum” hinzu zählt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...