Deutschland

Kohle-Ausstieg: In Nordrhein-Westfalen geht die Angst um

Lesezeit: 1 min
30.01.2019 13:07
In den Städten Nordrhein-Westfalens regt sich Widerstand gegen den Kohle-Ausstieg. Es wird mit massiven Arbeitsplatzverlusten gerechnet.
Kohle-Ausstieg: In Nordrhein-Westfalen geht die Angst um

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die am Energiekonzern RWE beteiligten Kommunen schlagen nach den Empfehlungen der Kohlekommission für einen Ausstieg aus der Verstromung Alarm. "Finanzpolitisch sind die Beschlüsse aus Sicht der Kommunen und RWE-Anteilseigner nur zu verkraften, wenn es Kompensationen in ausreichender Höhe gibt", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA), Ernst Gerlach, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

"Eine ganz andere Frage ist, wie es um die Arbeitsplätze bestellt ist. Der drohende Jobabbau bereitet uns große Sorge. Ein Baggerfahrer von RWE kann nicht einfach einen adäquaten Arbeitsplatz finden." Die Kommunen, darunter viele Städte, Kreise und Gemeinden aus Nordrhein-Westfalen, halten gut 18 Prozent an dem Essener Versorger.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission aus Vertretern von Industrie, Gewerkschaften, Wissenschaft und Umweltverbänden hat empfohlen, bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Bereits bis 2022 sollen eine Reihe von Kraftwerken stillgelegt werden. Es wird erwartet, dass dabei die Braunkohlekraftwerke und -Tagebaue von RWE eine große Rolle spielen. Entschädigungen müssen die Versorger noch erstreiten. "RWE sollte bei den anstehenden Gesprächen über Kraftwerksstilllegungen hart verhandeln", betonte Gerlach.

RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hat vor einem Jobabbau gewarnt. Wie viele Mitarbeiter betroffen sein werden, könne er heute noch nicht sagen, hatte der Manager der "Rheinischen Post" gesagt. "Aber ich rechne mit einem signifikanten Abbau bereits bis 2023, der weit über die bisherigen Planungen und das durch normale Fluktuation mögliche hinaus geht." Der Konzern beschäftigt im Rheinischen Revier im Tagebau und den Kraftwerken rund 10.000 Mitarbeiter. Eine Schließung des Tagebaus Hambach und der dazugehörigen Kraftwerke hätte für RWE nach Schätzungen der Experten von Bernstein Einbußen von 2,25 bis 3,8 Milliarden Euro zur Folge.

Kommunen-Sprecher Gerlach kritisierte die Art der Debatte um den von Umweltschützern verteidigten Hambacher Forst, den RWE zugunsten des Braunkohletagebaus abholzen will. "Die Diskussion um den Hambacher Forst war vordergründig. Es ging dabei vor allem um die symbolische Wirkung." Für die Umwelt sei die Frage des Erhalts marginal. "Auch für Maßnahmen der Energiewende, wie etwa der Netzausbau, müssen Bäume gefällt werden." Auf die Rodung solle nicht einfach verzichtet werden, wie es die Kommission wünsche, sondern die nächste Gerichtsentscheidung abgewartet werden. Zu der Arbeit der Kommission merkte er zudem an: "Grundsätzlich halte ich es für fragwürdig, dass die Politik immer mehr Entscheidungen in fremde Hände legt, wie etwa Kommissionen oder Beratungsunternehmen. Hier stellt sich die Frage, welche demokratische Legitimation diese eigentlich haben."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...