Aus Furcht vor einer deutlicheren Konjunktureintrübung in der Euro-Zone haben sich Anleger am Freitag verstärkt mit den als sicher geltenden Bundesanleihen eingedeckt. Die Rendite der zehnjährigen Titel ging daher weiter zurück auf 0,100 Prozent. Das war der tiefste Stand seit zwei Jahren. "Das niedrige Renditeniveau zeigt, dass die Konjunkturerwartungen wirklich schlecht sind, vor allem in Europa, wo wir so einige politische Probleme haben", sagte Anleihespezialist Ciaran O'Hagan bei der Bank Societe Generale. "Ich gehe nicht davon aus, dass sie unter null fällt, aber möglich ist alles."
Die viel beachtete Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen war erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik im Juni 2016 unter die Null-Prozent-Marke gerutscht. Der seit Monaten schwelende Handelsstreit, die konjunkturelle Abkühlung in China und die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit veranlassten die EU-Kommission dazu, ihre Konjunkturprognosen zu senken. So rechnet sie damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion 2019 nur noch um 1,3 Prozent statt der bislang erwarteten 1,9 Prozent zulegt. Für Deutschland erwartet sie einen BIP-Zuwachs von 1,1 Prozent. Im Herbst war sie noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen.