Im Kampf gegen die stark steigenden Lebensmittelpreise haben die türkischen Behörden ihre eigenen Gemüseläden geöffnet. In gemeindeeigenen Zelten wurden am Montag in den beiden größten Städten des Landes Tomaten, Zwiebeln und Paprika zum halben Preis verkauft. Vor dem Eingang bildeten sich lange Schlangen. Viele Kunden stellten sich stundenlang an, um günstiges Obst und Gemüse zu erwerben.
Vor der Kommunalwahl Ende März macht die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Einzelhändler für die massive Teuerung verantwortlich, die im Januar bei 31 Prozent bei Lebensmitteln lag. "Das war ein Spiel. Sie haben damit begonnen, die Preise zu manipulieren, sie wollten die Preise nach oben schnellen lassen", sagte Erdoğan am Montag auf einer Wahlkampfveranstaltung. In der Türkei bestand das Risiko einer Versorgungskrise bei Obst und Gemüse.
Die Zeitung Cumhuriyet argumentiert, dass Erdoğans Vorstoß ausschließlich ein vorübergehendes Wahlgeschenk im Zusammenhang mit den anstehenden Kommunalwahlen sei. Das Blatt titelt: “Erdoğan hat einen neuen Feind gefunden: Die Lebensmittel-Terroristen”.
Tatsächlich hat der türkische Präsident zuvor eine Parallele zwischen der Terrororganisation PKK und Händlern, die Gemüse zu Wucherpreisen anbieten, gezogen. “Wir werden diejenigen, die mit den Preisen für Obst und Gemüse Terror verbreiten, genauso eindämmen, wie wir dies in Gabar, Cudi und Tendürek (Positionen der PKK im Südosten der Türkei, Anm. d. Red.) getan haben. Dies werden wir umsetzen, indem wir Obst und Gemüse zu niedrigen Preisen in gemeindeeigenen Zelten anbieten.”
Die kommunalen Gemüseläden wurden bislang lediglich in Istanbul und Ankara eingerichtet. In Istanbul befinden sich 50 und in Ankara 15 Anlaufpunkte für die Bürger, um günstiges Obst und Gemüse zu kaufen, berichtet TRT Haber.
Landwirtschaftsminister Bekir Pakdemirli sagte bei einem Besuch einer kommunalen Verkaufsstelle, das Projekt werde so lange fortgesetzt wie nötig. Kunden äußerten sich skeptischer: "Ich bin gespannt, ob es das auch nach der Wahl noch gibt", sagte die 43-jährige Hausfrau Nebahat Deniz.
Lebensmittelhändler sehen sich nun massiv unter Druck. Sie befürchten, dass sie mit den kommunalen Angeboten nicht mithalten können. Ein Händler sagte, die Verkaufspreise hingen auch davon ab, was er für Plastiktüten, Angestellte, Standgebühren, Steuern und Treibstoff ausgeben müsse. "Die Regierung hat diese Kosten nicht", sagte er. "Alle ihre Ausgaben werden von dem Geld bestritten, das aus unseren Taschen kommt."