Deutschland

Mittelstand lehnt Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ab

Im deutschen Mittelstand kommt die Idee einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank nicht gut an.
16.02.2019 22:05
Lesezeit: 1 min

Im deutschen Mittelstand stößt eine mögliche Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank auf wenig Gegenliebe. "Mehr Wettbewerb ist grundsätzlich zu begrüßen", sagte der Verbandspräsident der Familienunternehmer, Reinhold von Eben-Worlée, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Von daher sehen wir keinen Grund, warum die beiden Banken fusionieren sollten."

Ähnlich schätzt das Mittelstands-Verbandspräsident Mario Ohoven ein. "Immer mehr deutsche Mittelständler engagieren sich auf ausländischen Märkten", betonte er. Für sie sei ein leistungsfähiges und wirtschaftlich gesundes deutsches Bankhaus mit weltweiten Aktivitäten erster Ansprechpartner. "Wenn sich jedoch zwei angeschlagene Bankhäuser zusammentun, ist das keine Garantie dafür, dass ein wirtschaftlich schlagkräftiges Institut entsteht", begründete der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft seine Vorbehalte. "Oder um es salopp zu formulieren: Durch den Zusammenschluss von zwei Fußlahmen entsteht kein europäischer Champion."

Die Exportwirtschaft brauche große Banken, erklärten die Familienunternehmer. "Die Ansprechpartner dort müssen das Geschäftsmodell der mittelständischen Kunden verstehen und entsprechend internationale Erfahrung haben, um nicht bei der ersten Krise gleich panisch die Kreditlinie zu kürzen", sagte Verbandschef Eben-Worlée. "Das aber ist bei beiden Instituten gegeben."

Seit Monaten reißen die Gerüchte über eine Fusion der Deutschen Bank und der Commerzbank nicht ab. Finanzminister Olaf Scholz hat mehrfach die Bedeutung einer starken deutschen Großbank betont und kritisiert, dass es in den vergangenen Jahren in Deutschland keine Industriepolitik in der Finanzbranche gegeben habe.

Auch die auf Mittelstandsbeteiligungen und -finanzierungen spezialisierte Blue Cap AG kann einer Fusion wenig abgewinnen. "Momentan spricht für ein Zusammengehen von CoBa und Deutscher Bank lediglich, dass beide Banken die gleichen Probleme haben: Die Kosten für Personal und Regulatorik sind zu hoch und dass bei auf Dauer niedrigen Zinsmargen", sagte Vorstand Hannspeter Schubert. "Diese Herausforderungen bleiben auch bei einem Zusammengehen, nichts wird dadurch für den Kunden besser." Er sei daher klar gegen einen Zusammenschluss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...