Politik

Syrien: Putin erhöht den Druck auf Erdogan

Lesezeit: 2 min
16.02.2019 17:01
Russland fordert von der Türkei einen entschiedeneren Kampf gegen die Söldner in Syrien.
Syrien: Putin erhöht den Druck auf Erdogan

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Nach Einschätzung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua erwartet Russland, dass die Türkei in Idlib entschiedener gegen die dortigen Söldner vorgeht. Die Russen sind in dieser Hinsicht auf einer Linie mit China und dem Iran.

Die nüchterne Analyse der Chinesen zeigt, dass Erdogan im Grunde kaum Alternativen hat.

Das "Kalifat" der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) steht kurz vor dem Verschwinden: Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) teilten am Samstag mit, dass die Extremistengruppe nur noch einen halben Quadratkilometer im Dorf Baghus kontrolliere und "in einigen Tagen" komplett besiegt sein werde. US-Vizepräsident Mike Pence versicherte in München, dass die USA auch nach dem Abzug ihrer Truppen aus Syrien weiter gegen die IS-Miliz kämpfen würden.

Der Sieg über die IS-Miliz und das Ende ihrer Existenz würden spätestens "in einigen Tagen" verkündet werden, sagte der SDF-Kommandeur Dschia Furat auf dem Militärstützpunkt Al-Omar. Ihr Gebiet in Baghus messe nur noch 700 mal 700 Meter und sei damit auf einen halben Quadratkilometer geschrumpft, sagte der Kommandeur des kurdisch-arabischen Bündnisses, das in Ostsyrien seit Monaten gegen die IS-Miliz kämpft.

Mit Unterstützung der internationalen Anti-IS-Koalition gelang es den überwiegend aus kurdischen Kämpfern bestehenden SDF-Einheiten seit September in verlustreichen Kämpfen, die Dschihadisten auf das Dorf Baghus am Ufer des Euphrat zurückzudrängen, doch leisten dort weiter einige hundert Kämpfer Widerstand. Zahlreiche Tunnel und Minen behindern den Vormarsch der SDF-Truppen, die sich zudem immer wieder Selbstmordanschlägen ausgesetzt sehen.

Auch sind nach SDF-Angaben weiterhin zahlreiche Zivilisten in dem Dorf an der irakischen Grenze präsent. "Es sind noch immer Zivilisten in Baghus und wir bemühen uns, sie rauszuholen", sagte der SDF-Sprecher Mustefa Bali. Seit Dezember sind zehntausende Angehörige von Dschihadisten aus der letzten IS-Bastion geflohen und haben sich den SDF-Einheiten ergeben, darunter auch viele europäische Frauen und Kinder.

US-Präsident Donald Trump versicherte am Donnerstag, dass binnen 24 Stunden der Sieg über die Extremistengruppe verkündet werden könne. Der Sprecher der Anti-IS-Koalition, Sean Ryan, sagte am Samstag aber, dass die IS-Miliz die verbliebenen Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" benutze, weshalb die Luftangriffe reduziert worden seien. Auch müssten die SDF-Kämpfer erst Minen räumen und auf der Hut vor Attentätern sein.

Der SDF-Sprecher Adnan Afrin sagte, es gebe in Baghus eine Spaltung zwischen syrischen Dschihadisten und ausländischen Kämpfern. Während sich die Syrer ergeben wollten, verhinderten die Ausländer jede Kapitulation. Neben Irakern seien Türken, Ägypter, Libyer und Europäer in Baghus verschanzt, sagte Afrin. Die SDF-Kämpfer würden nun schauen, ob sie die Tunnel der Dschihadisten sprengten oder versiegelten.

US-Vizepräsident Pence versicherte bei der Münchner Sicherheitskonferenz, dass die USA auch nach dem geplanten Abzug ihrer Truppen aus Syrien den Kampf gegen die IS-Miliz fortsetzen würden. "Die Vereinigten Staaten werden mit all unseren Verbündeten daran arbeiten, die Überreste von ISIS zur Strecke zu bringen, wo immer und wann immer sie ihre hässlichen Köpfe erheben", sagte Pence.

Trump hatte im Dezember seine Verbündeten mit der Ankündigung überrascht, alle 2000 Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte in München, dass ein schneller Abzug den Einfluss des Iran und Russlands in dem Bürgerkriegsland zu stärken drohe. Beide Länder sind mit einer großen Zahl eigener Truppen in Syrien präsent, um Machthaber Baschar al-Assad zu unterstützen.


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