Politik

Troika: Zypern soll sich über Gas-Vorkommen sanieren

Lesezeit: 2 min
02.04.2013 14:04
Vier Jahre soll das Bailout-Programm für Zypern laufen. Massive Einsparungen, Steuererhöhung und Privatisierungen sollen umgesetzt werden. Doch letztlich setzt die Troika auf die Gasvorkommen des Landes. Zypern soll einen Plan zur Gewinnung des kostbaren Rohstoffs erstellen.
Troika: Zypern soll sich über Gas-Vorkommen sanieren

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bis Donnerstag soll das offizielle Bailout-Programm stehen. Dann wird die Eurogruppe noch einmal final darüber entscheiden. Die aktuellste Version des so genannten Memorandum of Understanding (MoU) liegt bereits vor. Das 24-seitige Programm fand den Weg in die zypriotische Presse und liegt auch den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vor. Wie das MoU zeigt, soll Zypern vier Jahre dem Rettungsprogramm unterstehen.

Im Bailout-Programm ist beispielsweise, wie in anderen südeuropäischen Ländern, vorgesehen, dass Steuern erhöht, staatlicher Besitz privatisiert und Ausgaben gekürzt werden. So muss die Regierung des Landes den Haushalt 2013 durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen um 351 Millionen Euro verringern. Die Überarbeitung des zypriotischen Haushalts sei „von überragender Bedeutung, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Vertrauen der Unternehmen, Bürger und ausländischer Investoren hinsichtlich der längerfristigen, wirtschaftlichen Aussichten wiederherzustellen“, heißt es in dem MoU.

Darüber hinaus sollen bis 2016 die Zahl der staatlich Beschäftigten um 1.800 verringert sowie die Löhne und Renten im öffentlichen Sektor um drei Prozent reduziert werden. Das Renteneintrittsalter soll um 2 Jahre auf 65 angehoben werden. Ein Teil der Steuererhöhungen betrifft die Körperschaftssteuer, die auf 12,5 Prozent angehoben wird, und die Umsatzsteuer, diese soll auf 19 Prozent klettern. Die künftige Privatisierung konzentriert sich, so das MoU, zum Beispiel auf den nationalen Telekom-Anbieter CYTA und das staatliche Stromunternehmen EAC .

Interessant ist jedoch, dass nun erstmals bei einem Bailout auch der Blick auf die Bodenschätze eines Landes fällt. So heißt es in dem Bailout-Programm. „Abschließend bietet die Nutzung des heimischen Offshore-Erdgas-Potentials die mittel- bis langfristige Perspektive der Reduzierung von Zyperns Abhängigkeit von Energieimporten“.  Dies, so die Troika, würde helfen, Zyperns „anhaltendes Leistungsbilanzdefizit und die hohe Staatsverschuldung anzugehen“. Allerdings müsse die Regierung des Landes dafür die Finanzierung und die Planung der Infrastruktur vorantreiben. Aus diesem Grund fordert die Troika von Zypern einen entsprechenden Plan auszuarbeiten. Dennoch solle der auszuarbeitende Plan die aktuellen, großen Unsicherheiten und Risiken eines solchen Projekts berücksichtigen. Dazu gehört vor allem der noch nicht beigelegte Konflikt zwischen Zypern und der Türkei.

Nach der Eurogruppe muss auch das zypriotische Parlament über das Memorandum of Understanding abstimmen. Der Druck von der EZB hat etwas nachgelassen. Damit ist nicht auszuschließen, dass die Parlamentarier in Zypern noch einmal von ihrem Recht Gebrauch machen, vorerst mit Nein zu stimmen. Angesichts des kompletten Stillstands für zwei Wochen und der großen Unsicherheit, die der Zugriff auf die Einlagen und die Einführung der Kapitalverkehrskontrollen ausgelöst haben, ist noch nicht abzuschätzen, ob Zypern tatsächlich nach vier Jahren oben auf ist oder vielleicht schon eher, neue Hilfsmilliarden bzw. einen Schuldenschnitt benötigt. In Ländern wie Griechenland konnte man bereits beobachten, dass Steuererhöhungen, sofern die Steuern denn tatsächlich eingetrieben werden konnten, Sparmaßnahmen und Privatisierung die Wirtschaft erst einmal sehr stark in die Rezession treiben. Von wirklicher Privatisierung kann beispielsweise in Griechenland definitiv nicht die Rede sein (hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...