Für die deutsche Chemieindustrie geht es 2019 stärker bergab als zuletzt erwartet. Der Branchenverband VCI rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang der Produktion von 3,5 Prozent und einem Umsatzminus von 2,5 Prozent, wie er am Dienstag mitteilte.
Zuletzt hatte der VCI für 2019 noch ein Umsatzplus von 2,5 Prozent vorhergesagt, nachdem die Erlöse 2018 noch um gut vier Prozent auf 203,5 Milliarden Euro zugelegt hatten. Der Verband hatte zudem im Dezember noch einen Anstieg der Produktion um 1,5 Prozent prognostiziert. Bei leicht steigenden Rohstoffkosten sei unverändert mit einer Erhöhung der Preise um ein Prozent zu rechnen.
Der nun erwartete starke Rückgang der Produktion sei vor allem einer Normalisierung im Pharmageschäft geschuldet, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. In den ersten neun Monaten 2018 habe die enorme Nachfrage nach einem bestimmten Blockbuster-Medikament, das der VCI nicht nennen wollte, die Produktion noch stark anschwellen lassen.
Aber auch für die konjunkturellen Aussichten nehme der Pessimismus zu, die Stimmung in der Branche habe sich zuletzt deutlich eingetrübt. In der Autobranche - der wichtigsten Kundengruppe für die Chemieindustrie - hielten die Probleme an. "Und der Brexit-Prozess zeigt bereits negative Auswirkungen auf Investitionen und Handel, obwohl die endgültige Entscheidung noch aussteht."
Während Großbritannien auf einen ungeregelten Brexit zusteuere, gebe es im Handelsstreit zwischen den USA und China keinen Durchbruch, und auf dem Heimatmarkt habe sich die Industrieproduktion eingetrübt. „In Deutschland ist der Abschwung da, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Die Probleme in der Autobranche rund um den Dieselskandal und die Umstellung auf den Abgasstandard WLTP drückten auch in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum. Das wirke sich auf andere Branchen wie die Kunststoffindustrie aus.
Die Chemiebranche reagiert als Lieferant etwa für die Auto-, Bau- und Kosmetikindustrie früh auf Konjunkturschwankungen und hatte schon zum Jahresende vor Rückschlägen gewarnt. Im vierten Quartal 2018 wuchs der Umsatz wegen einer schwachen Nachfrage aus dem Ausland binnen Jahresfrist kaum noch, die Produktion brach um 6,3 Prozent ein. Das lag auch am Niedrigwasser im Rhein, das den Transport von Waren für Konzerne wie BASF einschränkte.