Politik

Neuseeland: Dutzende Tote bei Angriffen auf Moscheen

Bei schweren Angriffen auf zwei Moscheen in Neuseeland soll es mindestens 40 Tote gegeben haben.
15.03.2019 09:20
Lesezeit: 2 min

Bei Angriffen auf zwei Moscheen sind in Neuseeland 49 Menschen getötet und etwa 50 weitere verletzt worden. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sprach von einem Terrorakt. "Das ist einer der finstersten Tage Neuseelands." Auf die Gläubigen sei während der Freitagsgebete geschossen worden.

Nach der Attacke in der Stadt Christchurch seien vier Personen festgenommen worden. Sie hätten extremistische Ansichten geäußert, galten aber nicht als Gefährder. In den sozialen Medien kursierten Filmaufnahmen, die ein Angreifer offenbar während der Attacke selbst gedreht und live ins Internet gestellt hatte. Dort wurde im selben Umfeld auch ein Text mit ausländerfeindlichen Äußerungen veröffentlicht.

Laut der Polizei starben 41 Menschen in der Hauptmoschee von Christchurch und sieben weitere in einem Gebetshaus in dem Vorort Linwood. Ein weiteres Opfer sei später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Ein Mann im Alter von Ende 20 sei wegen Mordes angeklagt worden, sagte Polizeichef Mike Bush. Zahlreiche Waffen seien sichergestellt worden. Nach anderen Verdächtigen werde derzeit nicht aktiv gesucht. Auch habe es keine weiteren Drohungen seit den Angriffen gegeben. Bewaffnete Wachleute seien aber an Moscheen im ganzen Land postiert worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Neuseeland ihr Mitgefühl aus und sprach von einem Überfall und Mord aus rassistischem Hass. "Wir stehen Seite an Seite gegen solchen Terror", ließ Merkel über Twitter von Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilen. Außenminister Heiko Maas erklärte auf Twitter ebenfalls Solidarität mit Neuseeland: "Wenn Menschen allein wegen ihrer Religion ermordet werden, ist das ein Angriff auf uns alle."

Es war zunächst unklar, ob die Angriffe von derselben Person verübt wurden. Nach Angaben der Polizei wurden drei Männer und eine Frau verhaftet. Eine Person soll aus Australien stammen, wie die dortige Regierung mitteilte. Der Regierung zufolge sollen etwa 20 Menschen schwer verletzt worden sein. Insgesamt wurden laut den Gesundheitsbehörden 48 Menschen mit Schusswunden behandelt - darunter auch Kinder.

Ein Augenzeuge der Attacke auf die Al-Noor-Moschee in Christchurch sagte örtlichen Medien, ein Angreifer sei in das Gebäude eingedrungen, als sich die Gläubigen gerade zum Gebet niederknieten. Er habe einen Helm, eine kugelsichere Weste und eine große Waffe getragen. "Er begann, auf jeden in der Moschee zu schießen, überall." Der Augenzeuge selbst habe entkommen können, indem er mit anderen eine Glastür durchbrochen habe.

In einem Fernsehinterview sagte ein anderer Mann in einem blutbefleckten Hemd, er habe sich unter einer Bank versteckt und gebetet, dass der Angreifer aufhöre, zu schießen. "Die Schüsse gingen immer weiter, immer weiter." Als sie aufhörten, habe er gesehen, wie der Angreifer seine Waffe gewechselt habe.

Das wurde auch in den in sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen gezeigt, deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte. Darin war zu sehen, wie Gläubige zusammengekauert auf dem Boden einer Moschee lagen. Sie waren möglicherweise tot oder verwundet. Im Umfeld des Films wurde ein Text veröffentlicht, in dem ein Unbekannter einen "Angriff auf Invasoren" ankündigt und sich rassistisch gegenüber Einwanderern äußert. Die Aufnahmen zeigen zunächst, wie ein Mann zu einer Moschee fährt, dort eindringt und über fünf Minuten lang wahllos auf Gläubige schießt. Der Film wurde offenbar mit einer Kamera gedreht, die sich der Angreifer an seinem Kopf befestigt hatte. Gezeigt wurden auch Waffen und Benzinkanister im Kofferraum.

Die Polizei teilte mit, sie habe in einem Auto selbst gebaute Sprengsätze sichergestellt. Sie forderte alle Moscheen in Neuseeland auf, ihre Türen geschlossen zu halten. Für das ganze Land wurde die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. In Neuseeland hat zuvor noch nie ein Schusswaffen-Angriff so vielen Menschen das Leben gekostet. Gewaltverbrechen sind dort selten, Polizisten tragen normalerweise kaum Waffen bei sich. Politiker und Vertreter islamischer Gruppen in Asien verurteilten die Tat aufs Schärfste. Muslime machen etwa ein Prozent der Bevölkerung in Neuseeland aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump öffnet Chip-Schleusen für China: Sicherheit nur noch zweitrangig
13.08.2025

Trotz jahrelanger Warnungen vor Pekings Militärambitionen gibt Trump den Verkauf modernster US-Chips an China frei – und stellt Profit...

DWN
Politik
Politik Bedrohung durch Russland? Estland weist russischen Diplomaten aus
13.08.2025

Die Beziehungen zwischen Russland und Estland sind seit Jahren konfliktgeladen und angespannt. Nun weist das EU- und Nato-Land einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wegen EU-Sanktionen: China verhängt Sanktionen gegen zwei EU-Banken
13.08.2025

Im Konflikt um Russland-Sanktionen setzt Peking zwei europäische Geldhäuser auf seine Sanktionsliste. Es handelt sich um eine...

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor strategischem Kipp-Punkt: Russlands Vorstoß könnte Verhandlungsmasse für Putin werden
13.08.2025

Während die Front im Donbass unter schwerem Druck steht, dringt Russland kurz vor dem Trump-Putin-Gipfel tief in ukrainisches Gebiet vor...