Finanzen

Weltbank finanziert Klimaschutz über Grüne Anleihen

Die Weltbank hat bisher Grüne Anleihen in Milliardenhöhe begeben und gezeichnet. Damit finanziert sie Umweltprojekte in China, Lateinamerika und Afrika.
24.03.2019 10:52
Lesezeit: 2 min

Grüne Anleihen (Green Bonds) der Weltbank haben offenbar das Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels geschärft. Sie beweisen, dass Investoren Klimaschutzlösungen durch sichere Investitionen unterstützen können, ohne  finanziellen Erträge aufzugeben. Diese Art von Anleihen bildete die Grundlage für die von der International Capital Markets Association (ICMA) koordinierten “Green Bond Principles”.

Bisher hat die Weltbank 150 Grüne Anleihen in 20 Währungen begeben. Dabei hat die Weltbank über 12,6 Milliarden US-Dollar aufgenommen. 15,4 Milliarden US-Dollar wurden zum Ende des Geschäftsjahres 2018 in 91 förderfähige Projekte in 28 Ländern investiert. Davon waren 8,5 Milliarden US-Dollar Erlöse aus Grünen Anleihen. Die gemeinsamen Lead-Manager für die Grünen Anleihen sind die Bank of America, Merrill Lynch, Credit Agricole CIB, die Deutsche Bank und die SEB. Die erste Grüne Anleihe wurde von der Weltbank im November 2008 begeben, so die Weltbank in einer Mitteilung.

Die 7-jährige in US-Dollar denominierte Grüne Anleihe ist mit einem halbjährlichen Kupon (Zinsschein) von 3,125 Prozent pro Jahr ausgestattet und hat eine Laufzeit bis zum 20. November 2025. Sie bietet Anlegern eine Rendite von 3,214 Prozent (halbjährlich), was einem Spread von 40,4 Basispunkten über US-Staatsanleihen entsprechender Laufzeit entspricht.

Die auf 9-jährige in Euro denominierte Grüne Anleihe ist mit einem jährlichen Kupon von 0,625 Prozent pro Jahr ausgestattet und hat eine Laufzeit bis zum 22. November 2027. Sie bietet Anlegern eine Rendite von 0,685 Prozent (jährlich), was einem Spread von 40,4 Basispunkten über einer Bundesanleihe mit entsprechender Laufzeit entspricht.

Hierbei ist zu beachten, dass Kupon und Rendite nicht dasselbe sind. Der Kupon ist festgelegt. Doch die Rendite von Anleihen verändert sich täglich mit den Kursen der Anleihen. Wenn die Anleihekurse steigen, kommt es zu einem Rückgang der Rendite. Wenn sie fallen, steigen die Renditen.

“Das jüngste Angebot der Grünen Anleihen der Weltbank ist besonders wichtig, da wir den zehnjährigen Geburtstag des Marktes für Grüne Anleihen feiern. Im November 2008 startete die Weltbank den Markt für Grüne Anleihen und katalysierte den Markt für nachhaltiges Investieren (...) Die erste Grüne Anleihe war eine Transformation, die dazu beitrug, den Fokus der Anleger auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Verpflichtungen von Emittenten zu verlagern”, so Arunma Oteh, Vizepräsident und Schatzmeister der Weltbank.

Über Grüne Anleihen finanzierte Projekte

Zum 30. Juni 2018 bildeten Projekte für erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie umweltfreundliche Transporte.

Zu den Projekten, die aus Grünen Anleihen finanziert wurden, gehören:

  • Der Bau von Bewässerungsanlagen in Tunesien, Indonesien und in der Dominikanischen Republik .
  • Die Erneuerung oder Schließung von Müllhalden in Brasilien und Marokko.
  • Schaffung von Umweltsystemen in China, um zu verhindern, dass Abwasser in die Flüsse fließt.
  • Die Aufforstung von Wäldern in China und Mexiko.
  • Der Ausbau des Hochwasserschutzes, wovon 6,6 Millionen Chinesen profitiert haben.
  • Die Steigerung von Katastrophenschutz-Versicherungen in Serbien und Mazedonien um 15 Prozent.
  • Eine Senkung der Transportzeit durch öffentliche Verkehrsmittel in Xi’an (China) um 25 Prozent und die Schaffung einer Fahrradflotte von 52.000 Fahrrädern.
  • Eine Erhöhung des Kunden-Transports mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Xinjiang (China) um 40 Prozent.

Deutsche Börse bietet Handelssegment für Grüne Anleihen an

Auch die Deutsche Börse hat im November 2018 ein neues Handelssegment für Grüne Anleihen gegründet. Darin sind 150 Anleihen gebündelt, mit denen Förderbanken, Unternehmen, Städte und Staaten Klima- und Umweltschutzprojekte finanzieren. Damit trage man der global steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen Rechnung, so die Deutsche Börse in einer Mitteilung.

In dem Segment befinden sich Anleihen etwa der Förderbanken KfW und der Europäischen Investitionsbank, der Deutschen Hypothekenbank, des Autoherstellers Toyota, der Stadt Göteborg und der Staaten Frankreich und Belgien. Die Anleihen, die an verschiedenen europäischen Börsen notiert sind, stehen im Handel an der Börse Frankfurt Privatanlegern wie professionellen Investoren zur Verfügung.

Der Trend zu nachhaltigen Investments hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen - auch mit dem öffentlichkeitswirksamen Ausstieg von Banken und Versicherungen aus der Finanzierung von Kohle und Öl. So ist neben “sauberen” Aktienfonds auch das Angebot von Grünen Anleihen rasant gestiegen, die zunächst von Förderbanken ausgegeben wurden. Toyota fördert mit den Schuldverschreibungen etwa umweltfreundliche Motoren, die Stadt Göteborg Wasserfilter, Biogasanlagen und Elektro-Autos für Verwaltung und städtische Firmen.  

Der Markt für Grüne Anleihen als ein Teil der nachhaltigen Finanzwelt hatte im November 2018 die Marke von 500 Milliarden US-Dollar Emissionsvolumina überschritten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...