Deutschland

Stress und Überlastung zwingen immer mehr Arbeiter zu Fehltagen

Die Zahl der Fehltage wegen psychischer Belastungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.
31.03.2019 17:03
Lesezeit: 1 min

Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme hat sich in nur zehn Jahren mehr als verdoppelt. Während es im Jahr 2007 noch rund 48 Millionen Fehltage wegen psychischer oder Verhaltensstörungen gab, waren es 2017 schon 107 Millionen, wie es in einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Linken-Anfrage heißt. Besonders betroffen waren demnach das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Gastgewerbe.

Zwar ging die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme zwischen 2016 und 2017 leicht um zwei Prozent zurück - insgesamt bedeutet der Anstieg von 2007 zu 2017 aber ein Plus von 123 Prozent, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Anfrage hervorgeht. Die Produktionsausfallkosten und der Ausfall an Bruttowertschöpfung, die auf psychische und Verhaltensstörungen zurückzuführen sind, stiegen in dem Zeitraum von 12,4 auf 33,9 Milliarden Euro an - damit verdreifachten sie sich fast.

Männer kamen der Antwort zufolge auf eine deutlich höhere Zahl an psychisch bedingten Krankheitstagen als Frauen. Ältere Beschäftigte meldeten sich häufiger aus psychischen Gründen krank als jüngere.

Besonders stark betroffen waren demnach das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Gastgewerbe. Belastet fühlen sich die Arbeitnehmer dort häufig durch einen starken Termin- und Leistungsdruck, verschiedene Arbeiten, die gleichzeitig betreut werden müssen sowie durch die Anforderung, sehr schnell zu arbeiten. Das trifft besonders auf die Gastronomie zu.

Der Antwort zufolge stieg zwischen 2007 und 2017 auch die Zahl der Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund psychischer Störungen von rund 53.900 auf mehr als 71.300. Die Zahlen basieren auf Sozialversicherungsdaten und Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Angaben für das Jahr 2018 lagen demnach noch nicht vor.

"Viele Arbeitgeber fahren auf Verschleiß: Starker Druck, hohe Flexibilität - immer schneller, immer mehr", kritisierte die arbeitspolitische Sprecherin der Linken, Jutta Krellmann, die gemeinsam mit weiteren Abgeordneten die Anfrage gestellt hatte. Der ökonomische Schaden werde dabei "größer und größer". Die Bundesregierung müsse nun endlich handeln, forderte die Linken-Politikerin. Nötig seien eine Anti-Stress-Verordnung sowie flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...