Deutschland

Maschinenbauer erwarten deutlichen Rückgang der Produktion

Die deutschen Maschinenbauer erwarten einen deutlichen Rückgang ihrer Produktion im laufenden Jahr.
01.04.2019 14:13
Lesezeit: 2 min

Die deutschen Maschinenbauer haben angesichts der zunehmenden Konjunkturunsicherheiten ihre Prognose für 2019 heruntergeschraubt. Die Produktion der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft geltenden Branche werde in diesem Jahr wohl nur noch um ein Prozent statt wie zunächst erwartet zwei Prozent steigen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Montag auf der Hannover Messe mit. "Die Dispute über Zölle und andere Handelshemmnisse verunsichern die Marktteilnehmer zunehmend und dämpfen die Investitionslaune." Dies schlage sich auch in den Geschäften der Hersteller nieder.

Die überwiegend mittelständisch geprägte Branche, zu der auch börsennotierte Konzerne wie Thyssenkrupp, Siemens oder Gea gehören, beschäftigt mehr als eine Million Mitarbeiter und erzielt im Jahr einem Umsatz von über 200 Milliarden Euro. Normalerweise übt sich die Industrie auf der Messe in der niedersächsischen Landeshauptstadt in Optimismus. Doch die Stimmung in der Wirtschaft hat sich in den vergangenen Wochen eingetrübt. Die Automobilbranche schwächelt und das Geschäftsklima hat sich verschlechtert. Unternehmen wie der Chip-Konzern Infineon und der Lichttechnik-Hersteller Osram und haben ihre Prognose gesenkt.

"Die Konjunkturdynamik ebbt ab, sowohl im Aus- als auch im Inland. Die politisch verursachten Risiken auf wichtigen Absatzmärkten zeigen Wirkung, ohne dass Lösungen in Sicht sind", sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker. In den USA ließen zudem die positiven Effekte aus der Unternehmenssteuereform allmählich nach. Die USA sind der größte Einzelabsatzmarkt für die Maschinenbauer, China folgt knapp dahinter. Auch in der Volksrepublik rechne der Verband mit einer abnehmenden Wirtschaftsdynamik. Zudem sei der Handelsstreit zwischen China und den USA noch immer nicht gelöst. "Wir hoffen auf eine baldige De-Eskalation der Lage."

Die Geschäfte der deutschen Industrie liefen im März insgesamt so schlecht wie seit Mitte 2012 nicht mehr, als die Schuldenkrise in Europa belastete. Die Aufträge fielen sogar so schwach aus wie zuletzt vor knapp zehn Jahren.

Das jüngste Signal für einen Abschwung der Industrie lieferte am Montag das Institut IHS Markit. Deren Einkaufsmanagerindex zeigte für März einen Rückgang um 3,5 auf 44,1 Punkte an - den schlechtesten Wert seit annähernd sieben Jahren. Erst ab 50 signalisiert das Barometer Wachstum. "Der Auftragseingang insgesamt und die Exportorder verzeichnen mittlerweile Rückgänge wie man sie seit der globalen Finanzkrise nicht gesehen hat", sagte Markit-Experte Phil Smith. "In den meisten Fällen wird dabei auf die geringere Nachfrage bedingt durch Brexit, Handelskonflikte, die strauchelnde Autobranche sowie die nachlassende Weltkonjunktur verwiesen."

"KÖNNTE DAS FASS ZUM ÜBERLAUFEN BRINGEN"

Ein harter Brexit kann Ifo-Chef Clemens Fuest zufolge eine Rezession in Deutschland auslösen. "Wenn jetzt Realität wird, dass sozusagen das schlechteste Szenario auftritt, dann könnte das der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt", sagte der Ifo-Präsident dem Deutschlandfunk. "Das könnte dazu führen, dass wir von einem schwachen Wachstum zu einer leichten Schrumpfung der Wirtschaft übergehen. Und das würde man dann eine Rezession nennen." Die britische Premierministerin Theresa May unternimmt in dieser Woche einen neuen Anlauf, um einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse zu finden. Den von ihr mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag hatte das Parlament am Freitag zum dritten Mal abgelehnt.

Es gibt allerdings auch erste Hinweise darauf, dass mit China der wichtigste deutsche Handelspartner wieder Fahrt aufnimmt. Der dortige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex stieg auf 50,8 Punkte von 49,9 Zählern im Februar und damit auf den höchsten Stand seit acht Monaten. Analyst Zhengsheng Zhong verwies auf das bessere Finanzierungsumfeld, die Bemühungen um den Privatsektor und die Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. Diese hätten die Industrie beflügelt. Erstmals seit vier Jahren stellten die Firmen wieder neue Mitarbeiter ein. Die Regierung hat ein Konjunkturpaket geschnürt, das Steuersenkungen und Investitionen beinhaltet.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert dessen ungeachtet die EU auf, Herausforderungen wie dem Austritt Großbritanniens, der verstörenden US-Handelspolitik und Chinas Staatskapitalismus etwas entgegenzusetzen. Dafür müsse die EU die Industrie als Wachstums- und Wirtschaftsmotor stärken, fordert der BDI-Präsident Dieter Kempf auf der Hannover-Messe. Der Binnenmarkt sei immer noch fragmentiert, viel Wirtschaftskraft gehe verloren. Die rasche Vollendung des Binnenmarktes für Digitales, Energie und Dienstleistungen müsse nach der Wahl zum neuen Europaparlament Ende Mai Vorrang bekommen. Die EU brauche spätestens dann eine gemeinsame Industriestrategie.

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