Gemischtes

In China entscheidet sich der Erfolg der deutschen Autobauer

Die deutsche Automobilbranche ist in hohem Maße von China abhängig. Insbesondere die Volkswagengruppe ist dort extrem stark investiert.
14.04.2019 11:45
Lesezeit: 2 min

Der weltweit größte Automarkt China befindet sich einer Analyse zufolge in einer "kritischen Situation". Nachdem die Absätze im vergangenen Jahr bereits um 3,8 Prozent gesunken sind, rechnet der Marktexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach für dieses Jahr mit einem Rückgang um fünf Prozent auf 22 Millionen verkaufte Autos, wie er am Mittwoch mitteilte.

Die Gründe für den Rückgang sind laut Bratzel vor allem die sich verlangsamende wirtschaftliche Entwicklung im Zuge der Handelskonflikte zwischen China und den USA, steuerliche Veränderungen sowie das dadurch abnehmende Verbrauchervertrauen. Auch die von der Regierung für den April beschlossene Senkung der Umsatzsteuer wird den Markt demnach nicht in die Wachstumszone hieven. Dennoch werde China seinen Weltmarktanteil von 28 Prozent halten. Wegen der hohen Bedeutung des Landes wird auch der Weltmarkt laut Bratzel eher stagnieren.

Für die deutschen Autohersteller ist das keine gute Nachricht. Sie sind stark vom chinesischen Markt abhängig und somit verwundbar. Die Volkswagen-Gruppe mit Marken wie VW, Porsche und Audi ist seit Jahren Marktführer und hatte vergangenes Jahr einen Anteil von 18,1 Prozent. Seit 2011 konnte der Konzern seine Absatzzahlen in China fast verdoppeln - auf 4,2 Millionen Autos. Der Marktführer setzt mittlerweile weltweit vier von zehn Autos in China ab und ist deshalb laut Bratzel "enorm" abhängig.

Konkurrent BMW setzte in China 26 Prozent seiner Autos weltweit ab, Daimler 23 Prozent. Alle deutschen Autohersteller konnten ihre Verkäufe im vergangenen Jahr steigern und somit ihre Marktposition ausbauen.

Zweitgrößter Autohersteller hinter VW ist der US-Konzern General Motors. GM macht 43,5 Prozent seiner Absätze in China und wurde von dem Marktrückgang im vergangenen Jahr überdurchschnittlich hart getroffen.

Bei den wichtigsten einheimischen Herstellern entwickelte sich der größte, Dongfeng, unterdurchschnittlich, während der zweitgrößte, Geely, um fast ein Fünftel zulegen konnte. Während Dongfeng noch fast zu 100 Prozent vom Heimatmarkt abhängig ist, breitet sich Geely rasant international aus. Geely gehört der schwedische Autohersteller Volvo.

Demnächst sollen die Chinesen auch die Hälfte der Anteile an Daimlers Stadtflitzer-Tochter Smart übernehmen. Geely-Eigentümer Li Shufu ist größter Aktionär von Daimler.

Wie Bratzel feststellt, neigt sich eine über mehr als zwei Jahrzehnte währende starke Wachstumsperiode in China dem Ende zu. Künftig sei mit höheren Schwankungen sowie Stagnation und rückläufigen Absätzen zu rechnen. Insbesondere die Elektroautos würden dank staatlicher Regulierung in den nächsten Jahren "massiv" an Bedeutung gewinnen.

Die chinesische Autoindustrie werde sich deshalb konsolidieren. Auch die westlichen Autohersteller müssten sich anpassen und viel in neue Technologien investieren. Das bedeute für die nächsten Jahre deutlich niedrigere Gewinne in China und weltweit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...