Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Europäischen Parlaments drohen freilich keine weiteren Austrittskämpfe. Denn in allen EU-Staaten seien derzeit nur relativ wenige Menschen der Ansicht, dass die Mitgliedschaft in der EU „eine schlechte Sache“ ist – selbst in Großbritannien.
Auch in der Vergangenheit sahen die Zahlen der EU zu Großbritannien ähnlich aus. Demnach hätte es im Jahr 2016 eigentlich gar keine Mehrheit für einen Brexit geben dürfen. Doch die Mehrheit gab es tatsächlich – wenn auch denkbar knapp.
Nun könnte man einwenden, dass die Zahlen des EU-Parlaments nicht aussagekräftig sind. Doch das wäre falsch. Denn sehr wohl kann man den Zahlen entnehmen, dass ein Austrittsvotum erfolgreich sein kann, sobald etwa ein Fünftel der Bürger dies will.
Mit Sicherheit kein Austrittskandidat ist also Deutschland. Denn hierzulande sagen nur 5 Prozent, dass die EU-Mitgliedschaft schlecht sei – laut den Zahlen des Europäischen Parlaments. Noch weniger EU-Gegner gibt es demnach nur in Litauen und Luxemburg.
Relativ viele EU-Gegner gibt es hingegen in Griechenland, wo 21 Prozent die Union als „schlechte Sache“ ansehen, in Tschechien mit 18 Prozent, in Italien mit 17 Prozent und auch in Österreich mit 16 Prozent. Sind also hier in Zukunft größere Austrittskämpfe zu erwarten?
Eine Besonderheit bei den Briten ist, dass sie der zweitgrößte Nettozahler der EU sind. Im Jahr 2017 zahlten sie 5,35 Milliarden Euro mehr nach Brüssel, als sie von dort zurückerhielten. Beim größten Nettozahler Deutschland war der negative Saldo sogar doppelt so hoch.
Jedenfalls gibt es unter den Ländern mit relativ vielen EU-Gegnern – Griechenland, Tschechien, Italien und Österreich – genau zwei, die mehr nach Brüssel überweisen, als sie von dort in Form von Subventionen oder Investitionen wieder zurückerhalten.
Die Italiener sind mit einem Minus von 3,58 Milliarden Euro der viertgrößte Nettozahler der EU (hinter Frankreich). Aber auch die Österreicher bringen immerhin 930 Millionen Euro mehr nach Brüssel mit, als sie von dort wieder mitnehmen.
Italien und Österreich haben also nicht nur relativ viele EU-Gegner, sondern auch einen finanziellen Anreiz, aus der Union auszutreten. Zudem ist ihr gemeinsamer Nachbar, die Schweiz, ein Vorbild, wie man als europäischer Staat außerhalb der EU existieren kann.
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