Finanzen

Bei Deutschlands Pensionskassen werden erste Finanzierungslöcher sichtbar

Lesezeit: 1 min
30.04.2019 17:16
Die expansive Geldpolitik der EZB belastet das System der Pensionskassen. Bei den ersten Betriebsrenten werden Finanzierungslöcher sichtbar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die von der EZB zu veantwortenden Nullzinsen setzen die deutschen Pensionskassen unter Druck - das kann negative Folgen für Betriebsrentner haben. «Bislang gibt es an der Niedrigzinsfront keine Entspannung. Das können Pensionskassen auf lange Sicht nur mit einer entsprechenden Kapitalausstattung durchhalten», sagte Friedemann Lucius, Vorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung. Gerät eine Kasse in Schieflage, können im Extremfall sogar die laufenden Betriebsrenten gekürzt werden.

«Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung muss der Arbeitgeber diese Kürzungen ausgleichen», erläuterte Lucius. «Wenn der Arbeitgeber insolvent ist, haben Betroffene aber erstmal keine Chance auf Ausgleich.» Lucius sieht hier den Gesetzgeber in der Pflicht: «Das Thema liegt beim Europäischen Gerichtshof. Es könnte durchaus sein, dass auch für diese Fälle eine gesetzliche Insolvenzabsicherung kommt», sagte Lucius zu Beginn der Jahrestagung der Aktuare (Versicherungsmathematiker) am Mittwoch in Düsseldorf.

Für Schlagzeilen sorgten jüngst die Probleme mehrerer Versorgungseinrichtungen, etwa der Caritas Pensionskasse mit rund 25 000 Versicherten. Die Zinsflaute erschwert es den Einrichtungen, die hohen Zinsversprechen der Vergangenheit zu erwirtschaften.

Die Finanzaufsicht Bafin drängt die Träger der Kassen, - die Arbeitgeber - Geld nachzuschießen, um Kürzungen der Betriebsrente zu vermeiden. Zuletzt hatte die Finanzaufsicht 31 der 137 Pensionskassen unter intensiver Beobachtung. Ende 2017 hatten nach Daten des Bundesarbeitsministeriums insgesamt 5,03 Millionen aktiv Versicherte Anwartschaften bei einer Pensionskasse.

Nach Lucius Erfahrungen ist es aber nicht immer einfach, alle Träger einer Kasse davon zu überzeugen, dass sie Kapital nachschießen. «Je größer die Zahl der Arbeitgeber und je heterogener ihre Interessen, desto schwieriger ist es, eine gemeinsame Linie zu finden», der Vorsitzende der Standesvertretung der deutschen Pensionsaktuare.

[newsletter-signup-telegram][/newsletter-signup-telegram]


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Gaskraftwerke oder Wasserstoff? Ministerium stellt Förderpläne für neue Kraftwerke vor
11.09.2024

In Deutschland soll zukünftig ein größerer Anteil des Stroms aus Wind- und Solarenergie stammen. Da diese Energiequellen jedoch nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Commerzbank-Aktie im Aufwind: Unicredit steigt ein – Übernahme in Sicht?
11.09.2024

Die italienische Großbank Unicredit hat sich in signifikantem Umfang an der Commerzbank beteiligt, was zu neuen Übernahmegerüchten...

DWN
Politik
Politik Weitreichende Waffen: Erhält die Ukraine nun die Weitschusserlaubnis? Blinken und Lammy besuchen Kiew
11.09.2024

US-Außenminister Antony Blinken und Großbritanniens Außenminister David Lammy sind in Kiew eingetroffen, um über die Lockerung der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autoland Deutschland: Wie schwer wiegt die Krise?
11.09.2024

Die deutsche Autoindustrie gilt als Schlüsselbranche in Deutschland: 770.000 Menschen arbeiten in dem Sektor. Gemessen am Umsatz ist sie...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
11.09.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Panorama
Panorama Good News: In diesen Städten ist Deutschland noch glücklich
11.09.2024

Deutsches Städteranking im Glücksatlas 2024: Wo wohnt das Glück? Wohlstand und Lebensqualität haben offenbar weniger mit Glück zu tun....

DWN
Politik
Politik Migrationsgespräche - Scholz an Union: „Die Tür ist nicht zu“
11.09.2024

Die Migrationsgespräche sind gescheitert. Im Bundestag machen sich beide Seiten gegenseitige Vorwürfe. Es gibt aber auch eine...

DWN
Immobilien
Immobilien 600.000 ohne feste Bleibe: Wohnungsnot bei jungen Menschen immer größeres Problem
11.09.2024

Bundesweit wird die Anzahl der Obdachlosen mit über 50.000 Menschen beziffert. Gut 600.000 Menschen freilich gelten als wohnungslos - ein...