Deutschland

Zufuhr von russischem Öl nach Deutschland seit Mittwoch eingeschränkt

Lesezeit: 1 min
25.04.2019 11:06
Polen verweigert seit Mittwochabend die Annahme von russischem Erdöl aus der Pipeline Druschba. Auch Deutschland ist davon betroffen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Öl-Lieferungen Russlands an Deutschland und andere europäische Länder sind wegen Qualitätsproblemen teilweise gestoppt. Die Versorgung sei aber gesichert, Reserven müssen nicht angezapft werden, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Donnerstag in Berlin. "Die Lager sind gut gefüllt. Wir sind entspannt." Der Mineralölverband MWV gab ebenfalls Entwarnung.

Der Rohölpreis stieg dennoch auf den höchsten Stand in diesem Jahr. Polen hatte am Mittwochabend den Import über die Druschba-Pipeline gestoppt, da Raffinerien das Öl nicht verarbeiten können. Die Pipeline läuft durch Weißrussland, Polen und bis ins brandenburgische Schwedt. Offenbar hat ein noch unbekannter russischer Produzent Öl mit überhöhten Mengen an organischem Chlorid eingespeist. Vize-Ministerpräsident Dimitri Kosak kündigte eine Wiederaufnahme der Lieferung für Montag an.

DEUTSCHLAND BEKOMMT GUT EIN DRITTEL DES ÖLS AUS RUSSLAND

Deutschland bezieht etwa 36 Prozent seines Rohöls aus Russland, einen großen Teil davon über die Pipeline Druschba ("Freundschaft"). Diese verzweigt sich in Weißrussland und versorgt über einen südlicheren Strang auch die Slowakei, Ungarn und Tschechien. Unklar blieb zunächst, inwieweit dies Länder vom Stop betroffen waren. An den Märkten wirkten sich die Probleme sofort aus: Erstmals in diesem Jahr stieg der Ölpreis auf über 75 Dollar pro Fass.

Eine Annahme-Verweigerung ist in der Branche äußerst selten. Händler sagten, der letzte Fall mit einer Verunreinigung von russischem Öl liege rund zehn Jahre zurück. Sie schließen nicht aus, dass Käufer aus dem Westen nun von russischer Seite Schadenersatz verlangen könnten. Durch die Röhre können pro Tag bis zu knapp 160 Millionen Liter Öl fließen. Das entspricht einem Prozent der weltweiten Nachfrage.

Händlern großer Ölkonzerne zufolge wurden in dem jetzt bemängelten Öl Konzentrationen von 150 bis 300 ppm (1 ppm = 0,0001 Prozent) organischem Chlorid gemessen. Üblich sind nur ein bis drei ppm, maximal dürfen es zehn ppm sein. Organisches Chlorid wird bei der Ölförderung eingesetzt. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden, weil es bestimmte Teile in den Öl-Raffinerien zerstören kann.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...