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VW: Kosten für Diesel-Klagen summieren sich bislang auf 30 Milliarden Euro

Lesezeit: 3 min
02.05.2019 16:00
Volkswagen muss immense Summen für die Rechtsstreitigkeiten um die Abgas-Manipulation zahlen. Das meiste Geld fließt nach Nordamerika.

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Volkswagen hat trotz trüber Autokonjunktur im ersten Quartal vergleichsweise wenig Federn lassen müssen - dafür kostet der Skandal um manipulierte Dieselmotoren erneut mehr Geld. Sondereinflüsse aus Rechtsrisiken von einer Milliarde Euro sorgten für Gewinneinbußen, wie der Branchenprimus am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Dabei ging es wieder um den Dieselskandal. Die Abgasrechnung stieg damit ein weiteres Mal, die Bewältigung von «Dieselgate» kostete Volkswagen inzwischen 30 Milliarden Euro.

Mit Blick auf die Konkurrenz und die schwachen Verkaufszahlen des ersten Quartals fielen «die Umsatz- und Ergebnisgrößen des Volkswagen-Konzerns relativ stark aus», urteilte NordLB-Analyst Frank Schwope. Konzern-Finanzchef Frank Witter sprach von einem guten Start ins Jahr. Dennoch wirkten sich der schwache Markt in China und die Milliardenkosten für Rechtsstreitigkeiten aus - unter dem Strich verdiente der Konzern im ersten Quartal 3,05 Milliarden Euro und damit 7,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor Zinsen und Steuern gab das Ergebnis um gut 8 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro nach.

In der Abgasrechnung seien Kosten für Rechtsanwälte, Vergleiche und ausstehende Verfahren enthalten, sagte Witter. Damit seien derzeit absehbare Kosten abgedeckt, weitere aber nicht ausgeschlossen. Das meiste Geld floss bis dato in Nordamerika, wo der Konzern teure Vergleiche geschlossen hatte. Die Folgen des Dieselskandals werden den Konzern weiter belasten: Allein in Deutschland sind über 60 000 Verfahren unzufriedener Dieselkunden anhängig. Dazu kommen milliardenschwere Klagen von Aktionären, die sich vom Konzern zu spät über das finanzielle Ausmaß der Dieselaffäre informiert fühlen.

Der VW-Konzern profitierte beim Betriebsergebnis von einer Neuregelung in der Rechnungslegung. Eine positivere Neubewertung von Finanzinstrumenten brachte 400 Millionen Euro. Unter Ausklammerung der neuen Dieselkosten steigerte der Konzern damit sein operatives Ergebnis im ersten Quartal um 15,2 Prozent auf über 4,8 Milliarden Euro - gemessen an anderen Unternehmen der Branche kommt Volkswagen glimpflich durch den Abschwung an den Märkten. An der Börse feierten die Anleger die Entwicklung im Tagesgeschäft, die Vorzugsaktie kletterte zeitweise um rund 5 Prozent.

Die Kernmarke mit dem VW-Logo hatte besonders an den Sondereinflüssen aus Rechtsrisiken zu knabbern - diese belaufen sich für die Marke auf 400 Millionen Euro. Der Rest verteile sich im Konzern, sagte Witter. Nähere Angaben wollte er nicht machen.

Die Stammmarke steigerte ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern im ersten Quartal jedoch von 879 Millionen Euro auf 921 Millionen Euro - allerdings vor den Sondereinflüssen. Neben Kosteneinsparungen war vor allem ein Schwenk hin zu teureren Autos dafür verantwortlich. Die Erlöse der Marke kletterten so auf Jahressicht trotz geringerer Auslieferungen um 7,1 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen will zusätzlich zum laufenden Sparprogramm bei der Marke weitere bis zu 7000 Stellen in der Verwaltung streichen, um den Kern des Konzerns stärker auf Rendite zu trimmen.

Derzeit schraubt VW vor allem den Anteil der angesagten Stadtgeländewagen nach oben. Nach Angaben von Konzern-Vertriebschef Christian Dahlheim soll der SUV-Anteil von zuletzt 23 Prozent im laufenden Jahr auf 33 Prozent der weltweiten Auslieferungen steigen - und 2020 sogar auf rund 40 Prozent. Die Verkaufszahlen von Elektroautos will VW in diesem Jahr auf über 100 000 vervierfachen - und 2020 dann auf mehr als eine halbe Million Stromer verfünffachen.

Im ersten Quartal lieferte Volkswagen rund 2,6 Millionen Fahrzeuge aus, das waren 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Konzernumsatz stieg allerdings dennoch um 3,1 Prozent auf 60 Milliarden Euro.

Audi verdiente vor Steuern und Zinsen 1,1 Milliarden Euro - vor Jahresfrist waren es noch 1,3 Milliarden Euro. Grund für den Rückgang waren Schwierigkeiten mit dem neuen Abgas- und Verbrauchsprüfstandard WLTP. Auch die zweite WLTP-Stufe ab September werde Auswirkungen haben, aber «spürbar unter dem Effekt von 2018», sagte Witter. Der VW-Konzern hatte besonders mit dem neuen Standard gehadert, zahlreiche Modelle waren zwischenzeitlich nicht lieferbar. Aus Vorsicht vor möglichen Zöllen erhöht VW in den USA zudem die Lagerbestände bei den Marken Porsche und Audi, wie Vertriebschef Dahlheim sagte. In Südamerika könne noch in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreicht werden, in Nordamerika 2020.

Zwar stelle die konjunkturelle Lage Volkswagen vor Herausforderungen, erklärte Witter. Aber: «An unseren Zielen für 2019 halten wir trotzdem fest.» Der Konzernumsatz im Gesamtjahr soll um bis zu 5 Prozent zulegen. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen - also der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz - soll zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Auch die Auslieferungen sollten den Wert des Vorjahres leicht übertreffen. 2018 hatte VW mit 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos ausgeliefert als jemals zuvor.


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