Finanzen

Großangelegter Betrug bei Jobbörse der Arbeitsagenturen aufgedeckt

Einem Medienbericht zufolge soll die Jobbörse der Arbeitsagenturen von Zeitarbeitsfirmen und anderen Datensammlern systematisch missbraucht worden sein, um an persönliche Daten von Arbeitssuchenden zu kommen.
02.05.2019 16:56
Lesezeit: 1 min

Hinter Tausenden Stellenangeboten in der Jobbörse bei der Bundesagentur für Arbeit verbergen sich nach Recherchen des SWR in Wirklichkeit große Datensammler. Das Geschäftsmodell der Datenhändler ziele darauf ab, Bewerberdaten im großen Stil weiterzuverkaufen, berichtete das SWR-Magazin "Zur Sache Baden-Württemberg".

Eine Sprecherin der Bundesagentur konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht bestätigen, dass die Plattform von Datenhändlern missbraucht wurde. "Uns lagen bisher hierzu keine Erkenntnisse vor." Bei der Vielzahl an Stellenangeboten könne jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass einzelne Stellenangebote gefälscht oder fingiert seien. "In diesem Fall sind Hinweise von Arbeitsuchenden und Arbeitgebern sehr wichtig für die Bundesagentur für Arbeit."

Kunden der Datenhändler seien unter anderem Zeitarbeitsfirmen, die auf diesem Weg an Daten von Bewerbern kommen, berichtete der Sender weiter. Für ihre Recherchen gründeten die SWR-Reporter unter anderem eine Scheinfirma und kontaktierten einen der Datenhändler. Der Berliner Unternehmer habe den verdeckten Reportern vollständige Bewerbungsmappen zum Kauf angeboten - für rund drei Euro pro Datensatz.

Der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Stefan Brink, bewertete in der Sendung den Fall als gravierenden Verstoß gegen Datenschutzgesetze. Die Weitergabe und der Verkauf von Bewerbungsunterlagen seien streng verboten. Vor einer Weitergabe der Daten müssten die Bewerber genau informiert werden und in jedem Einzelfall ihre Zustimmung erteilen.

Abgeordnete der Opposition im Bundestag forderten die Bundesagentur für Arbeit und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf, gegen die Datenhändler vorzugehen: "Beide dürfen den Schutz von Arbeitssuchenden nicht länger auf die leichte Schulter nehmen", erklärte die Linken-Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti. Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, betonte, die Bundesagentur müsse sicherstellen, dass ihre Plattformen nicht von schwarzen Schafen und Datenhändlern missbraucht werden. "Sowohl die Bundesregierung als auch der Bundesdatenschutzbeauftragte müssen jetzt umgehend die gebotenen Verfahren einleiten."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...