Politik

Berlin: Drogendealer sollen feste Plätze im Park zugewiesen bekommen

Seit Jahren schon bieten Drogendealer im Görlitzer Park ihre "Waren" an. Jetzt regt der zuständige Parkmanager an, ihnen doch feste Standplätze zuzuweisen.
09.05.2019 12:05
Lesezeit: 2 min

Drogendealer im berüchtigten Görlitzer Park im Berliner Stadtteil Kreuzberg sollen jetzt in kleinen Bereichen stehen, die mit rosa Sprühfarbe markiert sind. Diese unorthodoxe Idee des Parkmanagers Cengiz Demirci löste am Mittwoch ein empörtes Echo bei den Berliner Oppositionsparteien CDU und FDP aus. Die Zuweisung von Flächen sei eine Einladung zum Rechtsbruch, sagte CDU-Fraktionschef Burkard Dregger. Der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe sprach von einer „Farce“. Der zuständige Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sieht das anders. Er sagte dem „Rundfunk Berlin-Brandenburg“, Drogenverkauf könne immer nur verschoben werden, man müsse eben mit den Realitäten umgehen. Die zuständige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, sprach gegenüber den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ von einer „Kapitulaiton des Rechtsstaats“.

Zuvor hatte die RBB-Abendschau berichtet, dass an einem Parkeingang schmale Flächen farbig markiert worden seien, an denen jeweils zwei Dealer stehen können. Der Parkmanager des im Volksmund „Görli“ genannten Parks sagte, es gehe nicht um eine Legalisierung des Drogenverkaufs, vielmehr sollten die anderen Parkbesucher weniger gestört werden.

[newsletter-signup-telegram]

Einen Parkmanager im Görlitzer Park gibt es seit 2016, dazu sind sogenannte Parkläufer unterwegs. Deren Aufgabe ist es, den durch offenen Drogenhandel in Verruf geratenen Park wieder attraktiver für Anwohner zu machen. Die langgezogene Grünfläche liegt in der Nähe von Ausgeh- und Partymeilen, die auch bei Touristen beliebt sind.

Die „Berliner Morgenpost“ berichtet: „2017 wurde ein von einer eigens gegründeten Arbeitsgemeinschaft zusammen mit dem Bezirk erstelltes Nutzungskonzept umgesetzt, das ausdrücklich eine Einbeziehung aller regelmäßigen Parknutzer vorsah, einschließlich der Dealer. Zu dem Konzept gehörten sogenannte Parkläufer, die dafür sorgen sollten, dass alles friedlich bleibt. Gegen den Drogenhandel vorzugehen, gehörte ausdrücklich nicht zu ihren Aufgaben. Sie sollten sich eher darum bemühen, die Dealer zu ermuntern, ihre Ware nicht allzu offensiv oder gar aggressiv anzupreisen. Auf diese Weise sollten vor allem Familien mit Kindern vor Belästigungen geschützt werden.“

Die „Berliner Zeitung“ veröffentlicht folgende Zahlen: „Der Görlitzer Park ist laut Polizei ein ,kriminalitätsbelasteter“ Ort. Einer internen Auswertung zufolge erfasste die Polizei dort 182 Körperverletzungen – 35 mehr als 2017. Seit Jahresbeginn gab es bis 6. Mai 57 Körperverletzungen – sechs mehr als im Vergleichszeitraum 2018.

Die Zahl gefährlicher und schwerer Körperverletzungen (etwa mit Messern) summierte sich von Januar bis 6. Mai auf 27 – das sind neun mehr als im Vergleichszeitraum 2018. Von Januar bis 6. Mai wurden 17 Raubtaten registriert. 2018 waren es 55 und 2017 nur 30.

Die Polizei war von Januar bis 6. Mai 118 Mal im „Görli“ im Einsatz, überprüfte 978 Personen und verwies 625 Personen des Parks und stellte 150 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz fest. Bei den Einsätzen wurden 13 Beamte angegriffen, von denen acht verletzt wurden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...