Deutschland

Wissenschaftler sicher: Ost-Deutschland wird niemals das Niveau des Westens erreichen

Das ifo-Institut hat über 100 Wirtschafts-Professoren gefragt, ob Ostdeutschland innerhalb der nächsten Jahrzehnte das Niveau des Westens erreichen kann. Die Mehrheit glaubt das nicht - und kritisiert die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.
09.05.2019 13:40
Lesezeit: 1 min

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall gehen viele Ökonomen nicht davon aus, dass Ostdeutschland wirtschaftlich zum Westen aufholt. Dies ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 136 Wirtschaftsprofessoren. Rund 69 Prozent der Befragten antworteten demnach mit „Nein" auf die Frage, ob Ostdeutschland innerhalb der nächsten Jahre oder Jahrzehnte wirtschaftlich das westdeutsche Niveau erreichen werde. Etwa 61 Prozent sagten, es werde mittel- und langfristig gar keine Annäherung geben.

„Es scheint ein Teufelskreis zu sein: Viele gut ausgebildete junge Menschen sehen keine Perspektiven im Osten, von Ausnahmen wie Leipzig, Dresden oder Jena abgesehen, und gehen in den Westen", sagte Ifo-Experte Niklas Potrafke. „Jetzt fehlen sie im Osten, das hemmt die Entwicklung der Wirtschaft dort, stattdessen florieren viele Ballungszentren im Westen."

Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nach 1990 bewerteten 42 Prozent der Befragten negativ, nur 35 Prozent positiv. Bei der Frage, ob eine staatlich geförderte Batteriefabrik in einem strukturschwachen Gebiet helfe, zusätzliche regionalpolitische Effekte zu erzielen, antworteten 55 Prozent mit „Nein", 36 Prozent mit „Ja". Batterien spielen bei Elektroautos und bei der Energiewende eine wichtige Rolle und gelten daher als Schlüsseltechnologie. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will ein Drittel der weltweiten Batteriezellen-Produktion nach Europa holen.

Die Ökonomen sehen mehrere Gründe für die wirtschaftliche Kluft zwischen Ost und West: etwa Abwanderung von Fachkräften, ein Mangel an Arbeitsplätzen, Zerstörung der industriellen Netzwerke, unterschiedliche Produktivität und zu wenige Industrie-Ansiedlungen und Unternehmenszentralen im Osten. Zudem gebe es mehr Schulabbrecher als im Westen, weniger Forschung und Entwicklung, mangelnde Export-Orientierung, falsche Wirtschaftspolitik nach 1990 und weniger starke Ballungsräume.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...