Der stärkste Anstieg der privaten Konsumausgaben seit acht Jahren hat die deutsche Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückgebracht, berichtet Reuters. Das Bruttoinlandsprodukt legte im ersten Quartal um 0,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag eine frühere Schätzung bestätigte. In der zweiten Jahreshälfte 2018 war der Aufschwung zum Stillstand gekommen: Im dritten Quartal schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft um 0,2 Prozent, ehe sie im Schlussvierteljahr stagnierte.
Dass die Schwächephase nun überwunden wurde, liegt vor allem an der robusten Binnenkonjunktur. So legte der Konsum um 1,2 Prozent zu. "Einen ähnlich starken Anstieg der privaten Konsumausgaben gab es zuletzt 2011", erklärten die Statistiker. Die staatlichen Konsumausgaben sanken hingegen um 0,3 Prozent. In Ausrüstungen wie Maschinen investierten die Unternehmen 1,2 Prozent mehr. Die Bauinvestitionen zogen sogar um 1,9 Prozent an. "Die Nachfrage aus dem Ausland ist ebenfalls gestiegen", hieß es. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen wuchsen um 1,0 Prozent, die Importe um 0,7 Prozent.
Beobachter befürchten allerdings, dass der Aufschwung bereits im laufenden Frühjahrsquartal wieder an Tempo verlieren könnte. Ein Grund dafür ist die schwächelnde Weltkonjunktur und Risiken wie der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China. Bundesregierung und EU-Kommission rechnen für das Gesamtjahr 2019 jeweils nur mit einem deutschen BIP-Anstieg von 0,5 Prozent, nachdem es 2018 noch zu 1,4 Prozent gereicht hatte.
Die deutsche Industrie ist dabei besonders von Abwärtsrisiken betroffen. Sie hat im Mai überraschend weiter an Fahrt verloren. Dies geht aus der monatlichen Firmen-Umfrage des Instituts IHS Markit hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank leicht um 0,1 auf 44,3 Punkte. Von Reuters befragt Ökonomen hatten einen Anstieg auf 44,8 Zähler erwartet. Das Barometer entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten und signalisiert damit ein weiteres Schrumpfen in dem wichtigen Sektor.
Zugleich verringerten die Dienstleister ihr Wachstumstempo. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank um 0,7 Zähler auf 55,0 Punkte. Das Barometer für die gesamte Privatwirtschaft, das Servicesektor und Industrie zusammenfasst, stieg um 0,2 Zähler auf 52,4 Punkte. Markit-Experte Phil Smith liest aus den Daten heraus, dass die deutsche Wirtschaft nach der konjunkturellen Erholung zu Jahresbeginn im zweiten Quartal weiter wachsen wird. Dass nun auch das Barometer für den Servicesektor an Stärke verloren habe, sei allerdings Ausdruck der Furcht, dass auch die Dienstleister in den Sog des internationalen Handelsstreits geraten könnten.