Deutschland

Konsum treibt deutsche Wirtschaft an, Industrie hat große Probleme

Lesezeit: 2 min
23.05.2019 11:25
Der überraschend starke Binnenkonsum hat die deutsche Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückgeführt. Für die Industrie sieht es hingegen gar nicht gut aus.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der stärkste Anstieg der privaten Konsumausgaben seit acht Jahren hat die deutsche Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückgebracht, berichtet Reuters. Das Bruttoinlandsprodukt legte im ersten Quartal um 0,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag eine frühere Schätzung bestätigte. In der zweiten Jahreshälfte 2018 war der Aufschwung zum Stillstand gekommen: Im dritten Quartal schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft um 0,2 Prozent, ehe sie im Schlussvierteljahr stagnierte.

Dass die Schwächephase nun überwunden wurde, liegt vor allem an der robusten Binnenkonjunktur. So legte der Konsum um 1,2 Prozent zu. "Einen ähnlich starken Anstieg der privaten Konsumausgaben gab es zuletzt 2011", erklärten die Statistiker. Die staatlichen Konsumausgaben sanken hingegen um 0,3 Prozent. In Ausrüstungen wie Maschinen investierten die Unternehmen 1,2 Prozent mehr. Die Bauinvestitionen zogen sogar um 1,9 Prozent an. "Die Nachfrage aus dem Ausland ist ebenfalls gestiegen", hieß es. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen wuchsen um 1,0 Prozent, die Importe um 0,7 Prozent.

Beobachter befürchten allerdings, dass der Aufschwung bereits im laufenden Frühjahrsquartal wieder an Tempo verlieren könnte. Ein Grund dafür ist die schwächelnde Weltkonjunktur und Risiken wie der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China. Bundesregierung und EU-Kommission rechnen für das Gesamtjahr 2019 jeweils nur mit einem deutschen BIP-Anstieg von 0,5 Prozent, nachdem es 2018 noch zu 1,4 Prozent gereicht hatte.

Die deutsche Industrie ist dabei besonders von Abwärtsrisiken betroffen. Sie hat im Mai überraschend weiter an Fahrt verloren. Dies geht aus der monatlichen Firmen-Umfrage des Instituts IHS Markit hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank leicht um 0,1 auf 44,3 Punkte. Von Reuters befragt Ökonomen hatten einen Anstieg auf 44,8 Zähler erwartet. Das Barometer entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten und signalisiert damit ein weiteres Schrumpfen in dem wichtigen Sektor.

Zugleich verringerten die Dienstleister ihr Wachstumstempo. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank um 0,7 Zähler auf 55,0 Punkte. Das Barometer für die gesamte Privatwirtschaft, das Servicesektor und Industrie zusammenfasst, stieg um 0,2 Zähler auf 52,4 Punkte. Markit-Experte Phil Smith liest aus den Daten heraus, dass die deutsche Wirtschaft nach der konjunkturellen Erholung zu Jahresbeginn im zweiten Quartal weiter wachsen wird. Dass nun auch das Barometer für den Servicesektor an Stärke verloren habe, sei allerdings Ausdruck der Furcht, dass auch die Dienstleister in den Sog des internationalen Handelsstreits geraten könnten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...