Russland hat die EU und die USA mit Blick auf neue Spannungen im Kosovo zu dringendem Handeln aufgefordert. Die internationalen Schutzmächte Pristinas müssten auf die radikalen Kosovo-Albaner einwirken, um eine weitere Eskalation des Konflikts mit unvorhersehbaren Folgen zu verhindern, berichtet die dpa. Das teilte eine Sprecherin der Außenministeriums am Dienstag in Moskau mit.
Russland verurteilte eine Razzia der Polizei im größtenteils serbisch bevölkerten Norden des Kosovos als neuerliche Provokation der nichtalbanischen Bevölkerung. Zudem kritisierte Moskau, dass im Zuge der Polizeiaktion ein russischer Diplomat vorübergehend festgenommen worden sei.
Nach kosovarischen Angaben richtete sich die Razzia gegen Schmuggler und mafiöse Strukturen. Obwohl das Gebiet zum Kosovo gehört, haben die kosovarischen Behörden dort keine entscheidende Präsenz.
Nach Polizeiangaben wurden "einige Polizisten und einige Bürger" festgenommen. Ihnen werde Mitgliedschaft in kriminellen Banden, Schmuggelei, Amtsmissbrauch und Bestechung vorgeworfen. Auch vier Mitarbeiter der Zollbehörde sollen unter den Festgenommenen sein, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bei dem Polizeieinsatz auch zwei ihrer Mitarbeiter festgenommen und verletzt. Sie seien "zur Behandlung ihrer Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden", hieß es in einer Erklärung der UN-Mission im Kosovo (Unmik). Unmik-Leiter Sahir Tanin kündigte an, auf "jeglichen Schaden", der Mitarbeitern der Vereinten Nationen zugefügt werde, mit "einem Höchstmaß an diplomatischen und internationalen rechtlichen Schritten" zu reagieren.
In der Stellungnahme des russischen Außenministeriums hieß es, die gewaltsame Polizeiaktion habe das Ziel gehabt, die serbische Bevölkerung einzuschüchtern. Im benachbarten Serbien versetzte Präsident Aleksandar Vucic Polizei und Armee in Bereitschaft.
Das Kosovo ist heute zu mehr als 90 Prozent von Albanern bewohnt. Die ehemals serbische Provinz hatte sich nach einem bewaffneten Aufstand und mit Hilfe einer Nato-Intervention 1999 von Belgrad abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Serbien betrachtet seine ehemalige Provinz weiterhin als sein eigenes Staatsgebiet.