Deutschland

Aufstand in Bremervörde: „Die Politik will die Dörfer vernichten“

Lesezeit: 1 min
10.04.2013 00:28
Die Stadt Bremervörde hat die Zusammenlegung von fünf intakten Grundschulen beschlossen. Trotz Überschuldung will sie dafür Millionen Euro ausgeben. In den Dörfern regt sich Protest, da ihnen so die Infrastruktur genommen wird.
Aufstand in Bremervörde: „Die Politik will die Dörfer vernichten“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Steuern  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Stadt Bremervörde hat aufgrund der demografischen Entwicklung zu viel Schulraum. Aus Kostengründen beschloss daher der Stadtrat, fünf umliegende Grundschulen zu schließen und zu einer Schule in der Stadt zusammenzulegen. Doch zwei der Grundschulen, die geschlossen werden sollen, sind gerade erst saniert worden. Allein die Sanierungskosten bei der Grundschule Elm lagen bei 700.000 Euro.

Anke Rauschenberger, Organisatorin der Elmer Bürgerinitiative Grundschule vor Ort, engagiert sich seit fünf Jahren für den Erhalt der Grundschule Elm. Sie bezeichnet die Pläne der Stadt als Verschwendung von Steuergeldern. Hinter der Aktion steckt offenbar eine knallharte politische Strategie: „Man will die Dörfer vernichten“, sagte Rauschenberger den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

„Fällt die Schule, dann fällt sukzessive auch alles andere“, sagt Rauschenberger und hat dabei etwa die Sportvereine im Blick. Diese nutzen die Turnhalle der Grundschule, deren Entstehung die Dorfbewohner unterstützt hatten. „Man nimmt den Dörfern die Infrastruktur“, so Rauschenberger.

Die vom Stadtrat geplante Grundschule soll im Zentrum von Bremervörde neu gebaut werden. Nachdem die Kosten für den Schul-Neubau von den ursprünglich geplanten 5,2 Millionen Euro auf 7,3 Millionen Euro explodiert waren, zog Bürgermeister Eduard Gummich vorerst die Notbremse.

Der Ergebnishaushalt der Stadt Bremervörde für 2013 weist einen Fehlbetrag von 1 Millionen Euro aus. Die Verwaltung ist eigentlich verpflichtet, dieses Defizit abzubauen. Doch bei Baukosten in Millionenhöhe ist dies definitiv nicht möglich. Die Bürgerinitiative warnt vor den Folgen einer fortgesetzten Überschuldung der Stadt.

Am Dienstagabend findet die nächste Stadtratssitzung statt. Rauschenberger hofft noch immer, dass die gerade sanierte Grundschule Elm erhalten werden kann. Der Schulstandort Elm verfügt etwa über eine große Mensa, eine hochmoderne Turnhalle, einen Werkraum und eine Küche.

Eine Schließung der Grundschule würde die Kinder nicht nur durch lange Schulwege belasten. Es würden auch gewachsene Schulstrukturen zerstört. Denn die Dorfschule in Elm ist ein kultureller Mittelpunkt des Dorfes. Sie dient den Eltern, Lehrern und Schülern als heimatliche Identifikation mit dem Dorf.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....