Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China lässt Investoren den deutschen Konjunkturausblick so negativ einschätzen wie seit über neun Jahren nicht mehr. Das entsprechende Barometer fiel im Juni um 8,6 auf minus 0,7 Punkte, wie die Investment-Beratungsfirma Sentix am Dienstag zu ihrer monatlichen Umfrage unter mehr als 900 Anlegern mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit März 2010. "Eine Rezession steht damit unmittelbar vor der Tür", sagte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Für die deutsche Wirtschaft komme es derzeit knüppeldick. "Einerseits belastet der USA-China-Handelsstreit die stark exportlastige Wirtschaft in hohem Maße", sagte Hübner. "Andererseits wird nirgendwo in Europa mehr über den Klimawandel gesprochen und die eigene Industrie so sehr in Frage gestellt." Zudem befinde sich mit der Autoindustrie eine Schlüsselbranche noch immer in einer selbstverschuldeten Krise.
Auch die Konjunktur der Euro-Zone wird deutlich schlechter bewertet. Dieses Barometer fiel im Juni um 8,0 auf minus 3,3 Punkte. "Spätestens seit die US-Regierung es US-Unternehmen verbietet, mit dem chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei Geschäfte zu machen, ist klar, dass aus einem 'kalten' Handelskrieg ein 'heißer' zu werden droht", sagte Hübner. "Auch für die Euro-Zone stellt die Eskalation im USA-China-Handelsstreit ein erhebliches Risiko dar."
"Obwohl sich US-Präsident als sicherer Sieger seiner Handelspolitik fühlt, schützt dies die US-Wirtschaft nicht vor den Folgen seiner Politik", erklärte Hübner. Der Indikator für die USA fiel im Juni auf den tiefsten Sand seit Februar 2016. "Trump schießt sich ins eigene Knie."