Deutschland

Enteignung: Internationale Presse unterstützt Berliner Mieter

Die internationale Presse verfolgt die Enteignungs-Debatte über Deutsche Wohnen in Berlin. Sie tendiert dazu, Partei für die Berliner Mieter und gegen die Immobilienkonzerne zu ergreifen.
19.06.2019 17:09
Lesezeit: 2 min

Die Financial Times titelt: “Berlin verhängt Fünf-Jahres-Mietstopp inmitten des Ärgers über steigende Preise.”

“Die Entscheidung des Berliner Senats am Dienstag geht zumindest teilweise auf den heftigen Wählerdruck zurück. Die vielleicht bekannteste Kampagne der letzten Zeit ist eine Basis-Bewegung, die die Enteignung des Portfolios der Deutsche Wohnen in Berlin fordert, wo das Unternehmen rund 110.000 Wohnungen besitzt”, so die Financial Times.

Al Jazeera titelt: “Berlins Mieter wehren sich gegen die von Vermietern festgesetzten Preise.”

“Sie probieren alles aus, um uns aus unseren Wohnungen zu schmeißen. Welche anderen Möglichkeiten haben wir, als zu kämpfen?”, sagte der Berliner Filmemacher Felix Gaedtke Al Jazeera.

Zuvor hatte er einen Brief erhalten, in dem er darüber informiert wurde, dass sein neuer Vermieter  - die WiBE Immobilieninvest GmbH - plant, seine Miete um 50 Prozent zu erhöhen, um die Renovierungsarbeiten an seinem Gebäude in Neukölln, einem Bezirk im Südosten Berlins, zu finanzieren.

Die Irish Times berichtet, dass seit der Finanzkrise 2008/09 internationale Investoren den Berliner Immobilienmarkt als sicheren und unterbewerteten Hafen für ihr Kapital entdeckt haben. Privatanleger von Irland bis Israel sowie US-amerikanische Hedgefonds hätten in Berlin investiert. Die daraus resultierende Mietexplosion hätte bei den Berlinern einen “Kulturschock” ausgelöst.

Le Monde zufolge sind in Berlin die Mieten in den vergangenen zehn Jahren um 39 Prozent gestiegen. Es sei mittlerweile eine Immobilienblase entstanden. Doch die Durchschnittslöhne sind nicht sonderlich gestiegen, was dazu führe, dass ein Großteil des Einkommens der Berliner in die Mieten fließe.  “In einer Stadt, in der 80 Prozent der Einwohner Mieter sind, steigt der Ärger”, so Le Monde.

Les Echos titelt: “Die Berliner Mieter befinden sich im Krieg gegen die Spekulation mit Immobilien.” In Berlin habe es früher einen Leerstand von zehn Prozent gegeben. Eine Wohnung im Umfang von 100 Quadratmeter habe durchschnittlich 600 Deutsche Mark (300 Euro) im Monat gekostet. Doch mittlerweile liege der Quadratmeterpreis für eine Erdgeschosswohnung in Kreuzberg bei 20 bis 40 Euro. Eine Petition, die von Zehntausenden von Bürgern unterzeichnet wurde, fordert die Enteignung von Wohnungen. Dies könnte zur “Resozialisierung” von 240.000 Wohnungen führen.

Courrier International berichtet: “Während der Quadratmeter 2008 durchschnittlich 5,60 Euro kostete, liegt er mittlerweile elf Euro. Laut einer Studie von Immoscout geben die Berliner durchschnittlich 46 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Nur drei Prozent der Wohnungen werden für weniger als sechs Euro pro Quadratmeter vermietet (...) Die Mietexplosion ist eine gute Nachricht für die Aktionäre. ,Erst steigen die Mieten, dann die Dividenden’, freute sich ein Fachmagazin vor einigen Tagen. Die Branche erlebt ein goldenes Zeitalter. So erzielte die Deutsche Wohnen im Jahr 2018 einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Der Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn - ein eher unscheinbarer Mann mit Glatze und eckiger Brille -  hat im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Euro verdient.”

Zahn könne nicht nachvollziehen, warum die Bürger sich für eine Enteignung der Wohnungen von Deutsche Wohnen einsetzen. “Auch mit viel Fantasie sehe ich keinen Grund, ein Unternehmen zu enteignen, dessen Wohnungen im Durchschnitt 60 Quadratmeter groß sind und eine Miete von 580 Euro inklusive Heizung haben”, meint er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...