Die Gewinne der Autoindustrie sind Anfang 2019 auf den niedrigsten Stand seit Jahren gesunken. Die 16 größten Autokonzerne der Welt fuhren im ersten Quartal zusammengerechnet 28 Prozent weniger Gewinn ein als im Vorjahreszeitraum, wie die Unternehmensberatung EY am Donnerstag mitteilte. Damit lägen die Profite der Autobauer auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Betroffen seien vor allem japanische und deutsche Firmen.
Beim Gewinn zulegen konnten den Angaben zufolge nur die südkoreanischen Hersteller Kia und Hyundai. Bei den japanischen Autobauern brach der Gesamtgewinn hingegen um 40 Prozent ein - und bei den drei deutschen Konzernen VW, Daimler und BMW zusammengenommen um 29 Prozent.
Rückläufig war auch der weltweite Pkw-Absatz. Insgesamt schrumpfte er nach Angaben der Unternehmensberatung, die für ihre Auswertung die Finanzahlen der 16 Konzerne verglich, um knapp sechs Prozent. Nur vier Unternehmen verkauften demnach mehr Neuwagen als vor einem Jahr: Mitsubishi, Honda, Hyundai und Kia. Die stärksten Absatzrückgänge verzeichneten dabei die US-Hersteller (minus 13 Prozent) und die französischen Konzerne (minus elf Prozent).
Einen Wechsel an der Spitze gab es im Ranking der absatzstärksten Autobauer. VW fiel hier aufgrund eines Absatzminus von sieben Prozent hinter Toyota (plus 0,3 Prozent) auf den zweiten Platz zurück.
"Die Profitabilität sinkt auf breiter Front", kommentierte EY-Autoexperte Peter Fuß. "Und wenn sich die aktuelle Absatzschwäche fortsetzt, werden wir verstärkt Preiskämpfe sehen, die die Margen noch weiter belasten dürften".
Deutliche Spuren in den Bilanzen der Konzerne hinterlassen nach seinen Angaben "vor allem erhöhte Anforderungen aufgrund neuer Emissionsstandards, aber auch anhaltende und sich verschärfende Zollstreitigkeiten". Daher gehe der Trend hin zu mehr Kooperationen und sehr weitgehenden Partnerschaften, um die explodierenden Kosten in der Automobilindustrie besser in den Griff zu bekommen.
Gestiegen sind im ersten Quartal indes die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Im Durchschnitt kletterten die Innovationsausgaben den Angaben zufolge um zwei Prozent, die deutschen Konzerne erhöhten ihre Ausgaben sogar um knapp vier Prozent.
Mit Abstand am meisten investierte VW mit 3,2 Milliarden Euro vor Toyota mit knapp zwei Milliarden Euro. Die höchste Quote der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Umsatz wies erneut BMW mit 6,2 Prozent vor Honda mit 5,7 Prozent auf. "Die hohen Innovationsausgaben drücken auf die Marge - aber sie sind alternativlos", erklärte Fuß.
"Die Gewinne sprudeln längst nicht mehr so wie in den Vorjahren", ergänzte Constantin Gall, der bei EY für den Automobil- und Transportbereich verantwortlich ist. Gleichzeitig stünden aber Milliardeninvestitionen in Technologien wie autonomes Fahren oder die Elektromobilität an. Um diese schwierige Phase zu überstehen, müssten viele Unternehmen nun "grundsätzliche strategische Weichen stellen".