Deutschland

Umbau der Deutschen Bank kostet Unsummen Geld

Infolge der hohen Kosten durch den Konzernumbau, der auch einen massiven Stellenabbau umfasst, wird die Deutsche Bank in diesem Jahr rote Zahlen schreiben.
04.07.2019 15:59
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank rechnet einem Insider zufolge beim geplanten Konzernumbau mit Milliardenkosten. Die Schätzungen beliefen sich auf drei bis fünf Milliarden Euro, sagte eine mit der Angelegenheit angeblich vertraute aber namentlich nicht genannte Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Wegen der Belastungen durch den massiven Stellenabbau und den Kahlschlag in der Investmentbanking-Sparte werde die Bank 2019 einen Verlust ausweisen. Deutschlands größtes Geldhaus war erst 2018 nach drei Verlustjahren in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Zuletzt hatten Analysten für 2019 noch mit einem Gewinn von 965 Millionen Euro gerechnet, wie aus den auf der Webseite der Bank veröffentlichten Analystenschätzungen hervorging.

Konzernchef Christian Sewing hatte auf der Hauptversammlung Ende Mai erklärt, er sei zu "harten Einschnitten" vor allem bei der seit Jahren darbenden Investmentbank bereit. Details will das Frankfurter Geldhaus zu gegebener Zeit nennen.

Konzernumbau soll Kosten der Deutschen Bank massiv senken

Einem Bericht der Financial Times zufolge will Sewing die jährlichen Kosten des Instituts mithilfe der Kürzungen bis zum Jahr 2022 um rund vier Milliarden Euro senken. Dies ist deutlich ambitionierter, als sein bisheriges Ziel von jährlich einer Milliarde Euro.

Insidern zufolge soll der Aufsichtsrat am kommenden Sonntag die Umbaupläne beraten und beschließen, denen weltweit 15.000 bis 20.000 Stellen zum Opfer fallen sollen - ein Fünftel der Belegschaft von zuletzt rund 91.500 Mitarbeitern.

Außerhalb Europas wird das Institut seine Aktienhandels- und Zinshandelsgeschäfte voraussichtlich deutlich schrumpfen oder sogar komplett schließen. So soll Insidern zufolge das US-Aktienhandelsgeschäft auf ein Minimum reduziert werden, auch der Handel mit Staatsanleihen soll zusammengestrichen werden.

Vor allem die Unternehmens- und Investmentbank des Konzerns, in der aktuell gut 38.000 Menschen beschäftigt sind, dürfte der Schrumpfkurs besonders hart treffen. Aber auch an anderen Bereichen dürfte der Umbau nicht spurlos vorbeigehen. So fallen im Zuge der Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern weitere 2000 Stellen weg.

Bei dem kostspieligen Umbau will die Deutsche Bank Insidern zufolge eine Kapitalerhöhung vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, will sie auch ihr Kapitalpolster abschmelzen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters.

Die Bank wolle sich künftig eine Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent zum Ziel setzen, sagte einer der Insider. Bisher hat die Deutsche Bank stets erklärt, eine Kapitalquote von mehr als 13 Prozent halten zu wollen.

Per Ende März lag die harte Kernkapitalquote mit 13,7 Prozent deutlich über den Vorgaben der Aufsicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangte nach früheren Angaben zuletzt ein Kapitalpolster von 11,82 Prozent. Der Financial Times zufolge setzt eine einprozentige Reduzierung der Kernkapitalquote 3,5 Milliarden Euro frei.

Auch in der Führungsetage der Deutschen Bank werden Veränderungen erwartet. Die Financial Times berichtet, dass der Chef der hauseigenen Investmentbank, Garth Ritchie, seinen Posten im Zuge des Umbaus verlassen wird. Sewing werde dessen Aufgaben zusätzlich mit übernehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...