Der badische Autozulieferer Weber Automotive muss wegen eines Streits unter seinen Gesellschaftern Insolvenz anmelden. Der französische Finanzinvestor Ardian, der 2016 eingestiegen war, und die mit Minderheit beteiligte Gründerfamilie Weber konnten sich nicht auf die Bedingungen für eine nötige Kapitalspritze einigen, wie das Unternehmen aus Markdorf am Bodensee und Ardian am Montag bestätigten.
Das Unternehmen mit 300 Millionen Euro Umsatz habe deshalb beim Amtsgericht in Konstanz Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Es ist eine der größten Pleiten in der Autozuliefer-Industrie in diesem Jahr. Weber stellt mit 1500 Mitarbeitern Motoren- und Getriebeteile wie Zylinderköpfe und Motorblöcke her und beliefert damit praktisch alle großen Auto- und Nutzfahrzeughersteller wie Mercedes, BMW und Audi.
"Die ambitionierte Geschäftserwartung der Altgesellschafter hat sich aber nicht im Ansatz materialisiert", erklärte Ardian. Die Gewinne seien weit hinter den Planungen zurückgeblieben. Die Gläubigerbanken forderten eine Finanzspritze, nachdem Weber die Kreditbedingungen nicht mehr erfüllen konnte. Der Investor, der einen neuen Chef für das bis dahin familiengeführte Unternehmen angeheuert hatte, hatte nach eigenen Angaben bereits einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zugeschossen.
"Während Einigkeit zwischen Ardian und den Banken darüber besteht, was getan werden muss, haben sich die Webers bisher den erforderlichen Maßnahmen verschlossen", erklärte ein Ardian-Sprecher. Die Familie sei zwar bereit gewesen, eine Kapitalerhöhung mitzutragen. Sie habe aber, anders als in einem Sanierungsgutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC gefordert, die Mieten für das Betriebsgelände nicht senken wollen, das ihr noch gehört. Es gebe keine Vertrauensbasis mehr. "Wir haben als Familie verschiedene Angebote zur Rettung der Weber Automotive unterbreitet, die jedoch nicht angenommen wurden", widersprach ein Sprecher der Familie.
Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten schon vor Monaten berichtet, dass die Krise der Autobauer sich bald bei den Zulieferern bemerkbar machen dürfte.
Nun soll der als Sanierer eingesetzte Insolvenz-Spezialist Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger eine Lösung finden. Als Sachwalter überwacht Christian Gerloff die Restrukturierung. Weber-Chef Frank Grunow nannte die Auftragslage zufriedenstellend. Die Kunden aus der Autoindustrie hätten Weber ihr Vertrauen ausgesprochen.