Gemischtes

Es brennt lichterloh: Daimler gibt überraschend Milliardenverlust bekannt

Die Krise der deutschen Autobauer nimmt Fahrt auf. Daimler gab nun überraschend einen Milliardenverlust bekannt. Die Aktie sackt zusammen.
12.07.2019 09:42
Lesezeit: 1 min

Daimler überrascht mit einem milliardenschweren Quartalsverlust und senkt abermals seine Gewinnerwartungen. Der neue Daimler-Chef Ola Källenius, der erst vor knapp drei Wochen die damaligen Gewinnziele für dieses Jahr gekippt hatte, legte am Freitag nach. Wegen der Dieselabgas-Affäre, Airbag-Rückrufen, Produktionsproblemen und Absatzschwierigkeiten werde das Betriebsergebnis im laufenden Jahr nicht stagnieren, sondern deutlich sinken, teilte der Autobauer mit. Im zweiten Quartal schrieb Daimler einen operativen Verlust (Ebit) von 1,6 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 2,6 Milliarden im Vorjahresquartal, berichtet Reuters.

Daimler hat auch im Juni weniger Autos verkauft als im Vorjahresmonat. Der Pkw-Absatz der Marke Mercedes-Benz schrumpfte um 3,7 Prozent auf rund 196.000 Fahrzeuge, wie der Autobauer am Freitag mitteilte. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Monate fort. Im zweiten Quartal sanken die Pkw-Verkaufszahlen um 3,5 Prozent. Im gesamten ersten Halbjahr, das Daimler als "herausfordernd" bezeichnete, belief sich der Rückgang auf 4,6 Prozent.

Damit nimmt die akute Krise der deutschen Autobauer Fahrt auf. Zuletzt hatten mehrere deutsche Zulieferer Aufmerksamkeit erregt, weil sie in großem Umfang Arbeitsplätze verlagerten oder in Insolvenz gerieten.

Die Daimler-Aktie sackte zu Börsenbeginn um bis zu 4,5 Prozent ab und riss auch die Titel der Konkurrenz mit. Volkswagen und BMW fielen jeweils um bis zu 1,5 Prozent.

Zur Begründung für die Neueinschätzung nannte der Konzern höhere Rückstellungen für einen erweiterten Rückruf von Takata-Airbags, behördlichen und gerichtlichen Verfahren hinsichtlich Dieselfahrzeugen, eine Umsortierung des Produktportfolios von Mercedes-Benz Vans, verlangsamte Produktionshochläufe und eine Wachstumsschwäche der Automobilmärkte.

Hierbei dürfte insbesondere der chinesische Markt gemeint sein, welcher in den vergangenen Jahrzehnten das stärkste Wachstum aufwies, zuletzt jedoch mit einer Negativserie bei den Verkaufszahlen auf sich aufmerksam machte.

Der Schwede Källenius hatte erst im Mai den langjährigen Daimler-Chef Dieter Zetsche abgelöst. Ende Juni kippte er wegen der Abgasaffäre die Gewinnziele für dieses Jahr. Bereits dies begründete er mit Rückstellungen für behördliche Verfahren und Rückrufe von Dieselfahrzeugen. Schon das war die dritte Gewinnwarnung in einem Jahr - und für Källenius eine Bürde: In einem ohnehin schwierigen Jahr muss er nun bei laufendem Konzernumbau gegen einen Vertrauensverlust bei den Anlegern ankämpfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...