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IWF greift deutsche Familienunternehmen frontal an

Die Kritik des IWF, wonach deutsche Familienunternehmen die Ungleichheit in Deutschland fördern, ist falsch. Doch der IWF lag bereits im Verlauf der Griechenland-Krise mit seiner Analyse daneben. Das gab er selbst zu.
15.07.2019 17:54
Lesezeit: 2 min
IWF greift deutsche Familienunternehmen frontal an
Familienunternehmen sind maßgeblich am Aufbau der inländischen Beschäftigung beteiligt. (Grafik: Familienunternehmen.de)

Die Stiftung Familienunternehmen widerspricht dem dem IWF, wonach Familienunternehmen für eine wachsende Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen in Deutschland verantwortlich seien.

In einer Mitteilung, die die Stiftung den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zugesendet hat, schreibt der Vorstand der Stiftung, Rainer Kirchdörfer: “Die Bewertung des IWF ist einseitig und unangemessen. Sie ignoriert den wesentlichen Beitrag, den Familienunternehmen zu Beschäftigung, Wohlstand und Steueraufkommen in unserem Land leisten und von dem alle Bevölkerungsschichten profitieren (...) Der IWF übersieht, dass starke Familienunternehmen, die Gewinne reinvestieren, wesentlich zur volkswirtschaftlichen Stabilität beitragen.”

Der Vorwurf des IWF ist allein schon deshalb verwunderlich, weil die 500 größten Familienunternehmen die Zahl ihrer Mitarbeiter zwischen 2007 und 2016 um 23 Prozent steigern konnten.  Die 27 Dax-Unternehmen konnten im selben Zeitraum die Anzahl ihrer Mitarbeiter nur um vier Prozent steigern. 58 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland im Privatsektor sind bei Familienunternehmern angestellt. Sie erwirtschaften 52 Prozent des gesamten Umsatzes aller Unternehmen. Das geht aus einem Papier der Stiftung Familienunternehmen hervor.

Hinzu kommt, dass die 500 größten Familienunternehmen im angegebenen Zeitraum ihre Ertragssteuer zu 69 Prozent im Inland abführten. Bei den Dax-Konzernen lag dieser Anteil nur bei 42 Prozent. 

Kirchdörfer führt konkret aus, warum die internationale Kritik an den deutschen Familienunternehmen und dem Mittelstand aufkommt. “Die hohe Anzahl an gesunden Familienunternehmen ist eine Besonderheit, um die uns die ganze Welt beneidet. Es erscheint grotesk, genau diese Unternehmen für Ungleichheit verantwortlich machen zu wollen. Stattdessen sollte versucht werden, Defizite an der Unternehmensstruktur in anderen Ländern abzubauen”, so Kirchdörfer.

Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), weist die Kritik des IWF ebenfalls zurück. In einer Mitteilung, die der BVMW den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zugesendet hat, sagt er: “Die Kritik des IWF am deutschen Mittelstand verkennt völlig die Bedeutung der Familienunternehmen für Deutschland. Die Millionen Mittelständler sichern Arbeitsplätze – auch und gerade in Krisenzeiten – und damit die soziale und politische Stabilität unseres Landes. Im Unterschied zu Konzernen re-investieren die Mittelständler Gewinne in das eigene Unternehmen, um so möglichst unabhängig von Bankkrediten zu bleiben.”

Im Unterschied zu den Dax-Konzernen würden die mittelständischen Unternehmen auch in Krisenzeiten ihre Mitarbeiter halten. 

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in einem Interview mit Markt und Mittelstand bestätigt: “Nicht ohne Grund werden wir im Ausland um unseren Mittelstand beneidet. Der ,German Mittelstand’ ist mittlerweile zu einem internationalen Markenzeichen geworden.” Trotzdem will Altmaier seine “Nationale Industriestrategie 2030” umsetzen, wonach Großkonzerne staatlich unterstützt werden sollen. Altmaiers Plan hatte für Kritik beim Mittelstand gesorgt. Der Verband “Die Familienunternehmer” ging sogar soweit, ein Gegenpapier zur “Nationalen Industriestrategie 2030” zu entwerfen. Denn der Mittelstand tauche im Papier gar nicht auf. 

Der IWF ist bekannt für seine Fehlprognosen und falschen Schlussfolgerungen. So geht beispielsweise aus einem internen Dokument des IWF hervor, dass die Daten zu Griechenland im Verlauf der Finanzkrise geschönt wurden. Die negativen Folgen des auch vom IWF geforderten Sparprogramms für Griechenland seien unterschätzt worden. Die Analyse des IWF zur Schuldenentwicklung Griechenlands sei ebenfalls falsch gewesen, berichtet das Wall Street Journal

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