Politik

Gigantische Waldbrände in Russland vernebeln Teile der Arktis

Lesezeit: 2 min
31.07.2019 13:56
Die Rauchwolken massiver Brände in Sibirien haben bereits die Arktis erreicht. Dies könne das Weltklima gefährden, warnen Experten. Doch ist dies für Russland bei der Brandbekämpfung nicht das allerwichtigste.
Gigantische Waldbrände in Russland vernebeln Teile der Arktis
Die Rauchschwaden der sibirischen Brände haben bereits die Arktis erreicht. Foto: DPA

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Waldbrände in Sibirien halten derzeit alle in Atem. Ein Grund: Das Ausmaß, welches das Feuer hat, ist tatsächlich gigantisch. So haben die Brände bereits ein Gebiet verwüstet, das fast neun Prozent der Fläche Deutschlands entspricht. Und es wird immer mehr, weil die russischen Behörden massive Probleme haben, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Sie haben in hunderten von Orten den Katastrophen-Zustand ausgerufen.

„Der Rauch hat sich bereits über Tausenden von Kilometern ausgebreitet“, sagte der stellvertretende Minister für Zivilschutz, Alexander Chupriyan. „Die Lebensqualität hat sich dramatisch verschlechtert“, so der Politiker. „Sogar in den Städten benötigen immer mehr Menschen medizinische Hilfe“, erklärte Chupriyan „Darüber hinaus wurden Flughäfen geschlossen“, fügte er hinzu.

Funken springen sogar ins benachbarte Kasachstan über

Grundsätzlich sind Waldbrände in Sibirien nichts Ungewöhnliches – gerade im Sommer. Doch sind die Flammen im laufenden Jahr besonders schlimm. „Sie haben in der aktuellen Saison bereits elf Millionen Hektar Wald vernichtet“, schätzt ein Sprecher von Greenpeace. „Das entspricht einer Fläche, die Portugal, die Slowakei und Kroatien einnehmen,“ führte er weiter aus. „Etwa ein Drittel davon wurde durch das aktuelle Feuer vernichtet“, glaubt der Umweltaktivist.

Doch die Größe des aktuellen Brandes in Sibirien ist nicht das einzige Problem: Die Flammen greifen verstärkt auf die gesamte osteuropäische Region über. So hat der Wind die Funken am Sonntag ins benachbarte Kasachstan getragen, wo sich das Feuer an mehreren Orten sehr schnell ausbreitet hat.

Dazu gehört auch die Millionen-Metropole Almaty, die neben der Hauptstadt Nursaltan das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Kasachstans ist. Sie ist die größte Stadt des Landes. Damit ist das Feuer auch für kasachische Regierung ein richtiges Problem. Die Brände fangen an, in der osteuropäischen Region zu einem internationalen Politikum zu werden.

Rauchwolken haben bereits Arktis erreicht

Doch nicht nur hier, sondern weltweit. Die Rauchwolken haben schon die Arktis erreicht. Das ist auf Bildern zu sehen, die von der US-Weltraumbehörde NASA über Twitter veröffentlicht wurden. Nach Einschätzung von Greenpeace werden sehr große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt, die von den Wäldern nicht mehr gespeichert werden könnten. Dies könne sich auch negativ auf das Klima auswirken. „Je mehr die Brände das Klima beeinflussen, desto günstiger sind die Bedingungen für neue gefährliche Brände,“ so ein Sprecher der Umweltweltorganisation.

Für die Vertreter der russischen Behörden ist dies grundsätzlich kein Problem. „Das Feuer ist eine natürliche Erscheinung“, sagte beispielsweise Aleksander Uss, der Gouverneur der Region Krasnojarsk, die besonders stark betroffen ist. „Wir bekämpfen das Feuer nur dort, wo direkt Menschen betroffen sind“, führte er aus. „In den Regionen, wo die Kosten der Bekämpfung höher sind als die zu erwartenden Schäden, werden wir nicht aktiv“, sagte Uss. „Außerdem ist es technisch sehr schwer, den Brand in den Gebieten zu löschen, die sehr weit weg liegen“, erklärte der Politiker.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...