"Wer gegen Großbritannien wettet, wird sein Hemd verlieren", sagte Boris Johnson letzte Woche in seiner ersten Rede als britischer Premierminister. Doch seine Bereitschaft, einen harten Brexit zu riskieren, hat die Abwertung der Landeswährung Pfund weiter beschleunigt. Seit Anfang des Monats hat die Währung rund 4 Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Der Euro verteuerte sich alleine mit Blick auf die vergangenen drei Monate von rund 0,85 Pfund auf jetzt über 0,91 Pfund.
Neben dem Wertverlust hat eine schwächere Währung in der Regel auch positive Auswirkungen für ein Land. Denn da eine schwache Währung die Exporte billiger und die Importe teurer macht, bringt sie der heimischen Wirtschaft mehr Aufträge. Doch im Falle Großbritanniens ist dies offenbar kaum der Fall.
Nick MacPherson, ehemaliger Staatssekretär des britischen Finanzministeriums, warnt, dass ein geschwächtes Pfund "enorme Risiken mit sich bringt, zumal die jüngsten Abwertungen wenig für den Export bewirkt und gleichzeitig den Lebensstandard eindeutig gesenkt haben".
Nicht nur die Urlauber spüren die negativen Auswirkungen des schwachen Pfunds, wenn sie es im Ausland in andere Währungen umtauschen müssen. Auch die britischen Haushalte verlieren durch die Abwertung, da sie in den Geschäften mehr für importierte Waren zahlen müssen und der Wert ihrer Ersparnisse sinkt.
"Der kleine Vorteil, der sich aus der derzeitigen Schwäche des Pfunds ergibt, dürfte die größeren Auswirkungen eines anhaltenden globalen Produktionseinbruchs und der akuten Unsicherheit im Hinblick auf die zukünftigen Handelsbedingungen Großbritanniens nicht ausgleichen", schreibt die Financial Times.
Eine ältere von der London School of Economics veröffentlichte Studie schätzte, dass der Inflationsanstieg nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 den durchschnittlichen britischen Haushalt innerhalb des ersten Jahres nach dem Votum rund 400 Pfund gekostet hat.
Die Bank of England schätzt, dass eine 5-prozentige Abwertung des britischen Pfunds langfristig 0,9 Prozent auf die Verbraucherpreise aufschlägt. Einige der größten Preissteigerungen erwartet die britische Zentralbank bei Lebensmitteln und Energie sowie bei importintensiven Waren wie Laptops, Fernsehern und Spielzeug.
Die Geldentwertung scheint den Exporteuren nicht mehr wie in der Vergangenheit zu helfen. Schon der Einbruch des Pfunds nach der Finanzkrise im Jahr 2008 hat die britische Handelsbilanz kaum verändert. Und der Sturz des Pfunds nach dem Brexit-Votum hatte noch weniger positive Auswirkungen.
Das Office for National Statistics stellte fest, dass die Exporteure auf die Abwertung des Pfunds nicht mit einer Ausweitung der Produktion reagierten, sondern mit Preiserhöhungen. Nun verzeichnen jene britische Unternehmen, die stark auf Importe angewiesen sind, einen nachhaltigen Anstieg ihrer Kosten.