Finanzen

Kursverfall des Pfundes knabbert am Wohlstand Großbritanniens

Lesezeit: 2 min
31.07.2019 17:08
Der sich abzeichnende harte Brexit unter Premierminister Boris Johnson hat das britische Pfund bereits erheblich geschwächt. Die Entwicklung ist für die Bürger teuer.

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

"Wer gegen Großbritannien wettet, wird sein Hemd verlieren", sagte Boris Johnson letzte Woche in seiner ersten Rede als britischer Premierminister. Doch seine Bereitschaft, einen harten Brexit zu riskieren, hat die Abwertung der Landeswährung Pfund weiter beschleunigt. Seit Anfang des Monats hat die Währung rund 4 Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Der Euro verteuerte sich alleine mit Blick auf die vergangenen drei Monate von rund 0,85 Pfund auf jetzt über 0,91 Pfund.

Neben dem Wertverlust hat eine schwächere Währung in der Regel auch positive Auswirkungen für ein Land. Denn da eine schwache Währung die Exporte billiger und die Importe teurer macht, bringt sie der heimischen Wirtschaft mehr Aufträge. Doch im Falle Großbritanniens ist dies offenbar kaum der Fall.

Nick MacPherson, ehemaliger Staatssekretär des britischen Finanzministeriums, warnt, dass ein geschwächtes Pfund "enorme Risiken mit sich bringt, zumal die jüngsten Abwertungen wenig für den Export bewirkt und gleichzeitig den Lebensstandard eindeutig gesenkt haben".

Nicht nur die Urlauber spüren die negativen Auswirkungen des schwachen Pfunds, wenn sie es im Ausland in andere Währungen umtauschen müssen. Auch die britischen Haushalte verlieren durch die Abwertung, da sie in den Geschäften mehr für importierte Waren zahlen müssen und der Wert ihrer Ersparnisse sinkt.

"Der kleine Vorteil, der sich aus der derzeitigen Schwäche des Pfunds ergibt, dürfte die größeren Auswirkungen eines anhaltenden globalen Produktionseinbruchs und der akuten Unsicherheit im Hinblick auf die zukünftigen Handelsbedingungen Großbritanniens nicht ausgleichen", schreibt die Financial Times.

Eine ältere von der London School of Economics veröffentlichte Studie schätzte, dass der Inflationsanstieg nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 den durchschnittlichen britischen Haushalt innerhalb des ersten Jahres nach dem Votum rund 400 Pfund gekostet hat.

Die Bank of England schätzt, dass eine 5-prozentige Abwertung des britischen Pfunds langfristig 0,9 Prozent auf die Verbraucherpreise aufschlägt. Einige der größten Preissteigerungen erwartet die britische Zentralbank bei Lebensmitteln und Energie sowie bei importintensiven Waren wie Laptops, Fernsehern und Spielzeug.

Die Geldentwertung scheint den Exporteuren nicht mehr wie in der Vergangenheit zu helfen. Schon der Einbruch des Pfunds nach der Finanzkrise im Jahr 2008 hat die britische Handelsbilanz kaum verändert. Und der Sturz des Pfunds nach dem Brexit-Votum hatte noch weniger positive Auswirkungen.

Das Office for National Statistics stellte fest, dass die Exporteure auf die Abwertung des Pfunds nicht mit einer Ausweitung der Produktion reagierten, sondern mit Preiserhöhungen. Nun verzeichnen jene britische Unternehmen, die stark auf Importe angewiesen sind, einen nachhaltigen Anstieg ihrer Kosten.



Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Wann kommt das Vermögensregister - und muss man wirklich davor Angst haben?
11.10.2024

Das EU-Vermögensregister ist eines der heißesten Themen des Jahres 2024 und verursacht bereits große Wellen – obwohl es noch gar nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Cybersicherheit: KMU als Sorgenkinder - Bedrohung durch Russland und China wächst
11.10.2024

Die Digitalisierung in Deutschland ist ein Dauerbrenner – leider oft aus den falschen Gründen. Während andere Nationen ihre digitalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern kämpft mit Absatzrückgang - und senkt Absatzprognose
11.10.2024

Der VW-Konzern leidet zunehmend unter der geringen Nachfrage. In den letzten drei Monaten sind die Verkaufszahlen merklich gesunken. Durch...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie sparen: 10 Tipps, um Strom, Gas und damit bares Geld zu sparen
11.10.2024

In Zeiten hoher Energiekosten wird es für Unternehmer immer wichtiger, ihre Betriebsausgaben zu senken. Deutschland ist noch immer in...

DWN
Politik
Politik Deutscher Nato-General fordert höhere Verteidigungsausgaben
11.10.2024

Angesichts der erweiterten Militärplanungen fordert der deutsche Nato-General Christian Badia eine deutliche Erhöhung der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit 2021: Energie sorgt für Inflationsrückgang
11.10.2024

Im September haben sich Waren und Dienstleistungen nicht mehr so stark verteuert wie in vielen vorherigen Monaten. Eine bestimmte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Ost-West: Warum der Traum vom Eigenheim für viele unerreichbar bleibt
11.10.2024

Der Immobilienmarkt in Deutschland ist tief gespalten – und die Ursachen liegen nicht nur in der Gegenwart. Besonders im Osten, wo der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Robotaxi Cybercab und autonomer Bus Robovan - eine Wette, die nicht aufgeht?
11.10.2024

Tesla-Chef Elon Musk setzt stark auf die Zukunft der Mobilität mit einem Tesla-Robotaxi und einem selbstfahrenden Bus. Das Modell...