Politik

VW-Chef Diess stellt Atomausstieg der Bundesregierung infrage

Der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess hat den Ausstieg aus der Atomenergie infrage gestellt. Offenbar ist ihm insbesondere die Windkraft zu unzuverlässig. Diess meldet sich in einer Zeit zu Wort, in der VW massiv in das Elektroauto invvestiert.
31.07.2019 16:00
Lesezeit: 1 min

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Volkswagen-Chef Herbert Diess hält den bis 2022 geplanten Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie für verfrüht. "Ich würde erwägen, den Atomausstieg infrage zu stellen, ja, vor allem weil wir noch nicht über ausreichend regenerative Energiequellen verfügen", sagte der VW-Manager der Wochenzeitung "Die Zeit" in einem Doppelinterview mit Grünen-Politiker Cem Özdemir. Diess hatte sich schon früher kritisch zum Atomausstieg geäußert.

"Solar- und Windenergie haben ihre Grenzen, wenn Sie sich anschauen, wie viele Felder schon zugebaut sind. Ich persönlich finde Windräder schön, aber das sehen viele Leute anders, die daneben wohnen", fügte der VW-Chef hinzu. Die Kernkraft sei zudem sicherer geworden.

Diess Sorge um die Zuverlässigkeit der regenerativen Energiequellen dürfte mit dem derzeitigen Bestreben von VW zusammenhängen, massiv in die Elektrontriebstechnologie zu investieren - welche einen höheren Output an Strom pro Jahr als ein Verbleiben bei den fossilen Antriebstechnologien benötigt.

Wegen des derzeit stark stockenden Ausbaus der Windenergie lädt Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Branche und Vertreter der Bundesländer zu einem Krisentreffen ein. "Wir werden uns mit den beteiligten Akteuren der Windenergiebranche und den Ländern zusammensetzen", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Nach der Sommerpause wolle man zusammenkommen. Es gebe derzeit zu wenige Flächen für den Ausbau. Die Genehmigungsverfahren stockten. Mittlerweile seien über 1000 Bürgerinitiativen gegen Windenergie aktiv. "Es wird viel beklagt, es wird vieles bekämpft vor Ort." Daher müsse die Akzeptanz erhöht werden. Damit sollten sich jetzt die Vize-Fraktionschefs von Union und SPD, Carsten Linnemann und Matthias Miersch, befassen und in den nächsten Wochen einen Konsens finden.

Der jahrelange stürmische Ausbau der Windenergie an Land ist im ersten Halbjahr 2019 eingebrochen. Die Branchenverbände verzeichneten den geringsten Neubau seit Einführung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Es wurden nur 86 neue Windräder gebaut. Die Branche hatte daher mit Verweis auf die Klimaziele von der Politik ein Spitzentreffen verlangt.

Die Windenergie an Land ist die wichtigste Quelle unter den Erneuerbaren Energien, die im ersten Halbjahr gut 40 Prozent des Strombedarfs in Deutschland deckten. Ziel der Regierung ist, bis 2030 aber 65 Prozent zu erreichen. "Es wird am Ende jede Lösung sich daran messen lassen, dass wir sicher sagen können, dass wir die 65 Prozent erreichen", sagte Altmaier zum Ziel des Treffens und der Suche nach mehr Akzeptanz.

Die Bundesregierung hatte den Atomausstieg nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan im Jahr 2011 beschlossen, um die wichtige Landtagswahl in Baden-Württemberg nicht zu verlieren. Bis Ende 2022 sollen alle Atomkraftwerke im Land abgeschaltet werden.

 

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