Politik

Zwei Millionen Menschen kämpfen gegen Monsanto

Zwei Millionen Menschen haben sich in einer Internet-Petition gegen die Patente für Saatgut ausgesprochen. Sie wollen die totale Kontrolle von Konzernen wie Monsanto über die Lebensmittel verhindern.
19.04.2013 02:22
Lesezeit: 2 min

Große Biotech-Konzerne wie Monsanto versuchen, so viele Patente wie möglich auf Lebensmittel zu erlangen. Betroffen sind auch immer häufiger konventionell gezüchtete Saatgutarten und sogar Tierrassen. In Zukunft droht damit eine Form der Landwirtschaft, in der Bauern keine andere Wahl gelassen wird, als teure Lizenzgebühren für ihr Saatgut zu bezahlen. Andernfalls droht ihnen eine patentrechtliche Klage der multinationalen Biotechnologie-Industrie. Die Kampagnen-Plattform Avaaz hat laut eigenen Angaben bereits knapp zwei Millionen Unterstützungserklärungen für ihre Initiative gegen dieses Vorgehen gesammelt.

In der Begründung von Avaaz zur Kampagne heißt es, wenn es ein Patent erst einmal in einem Land gebe, würden durch Handelsabkommen und Verhandlungen auch andere Länder dazu gedrängt, es anzuerkennen. Die Lizenzgebühren seien exorbitant, das Verbot der Saatgut-Aufbewahrung für nachfolgende Erntejahre ein unzulässiger Eingriff in die gesamte Nahrungskette. „Laut Monsanto & Co fördern Patente Innovation – doch in Wirklichkeit schaffen sie ein Lebensmittelmonopol für Unternehmen“, so die NGO.

Avaaz gibt an, dass Monsanto bereits heute die Rechte von 36% aller in der EU eingetragenen Tomatensorten, 32% aller Paprikasorten und 49% aller Blumenkohlsorten besitzt. In Zukunft dürfte also nicht nur der Kampf um frei zugängliches Trinkwasser, sondern auch jener um die grundlegendsten Nahrungsmittel eine immer größere Rolle spielen. Es gilt zu verhindern, dass die Lebensmittel-Produktion in die Hände einiger weniger Monopolisten gerät.

Gegen die Ausweitung der Patentgebung auf konventionelles Saatgut tritt auch die Initiative „No Patents on Seeds“ auf. Sie fordert ebenfalls eine generelle Änderung des Europäischen Patentrechts, um Patente sowohl auf Zuchtmaterial von Pflanzen und Tieren als auch auf entsprechende Zuchtverfahren zu verbieten. Alltägliche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Broccoli und Melonen sollen vor der Patentierung geschützt werden.

Bis zum Jahr 2013 hat Monsanto 142 Prozesse wegen angeblicher Patentverletzungen bei Saatgutarten geführt. Dies geht aus einem Bericht der NGO Center for Food Safety hervor. 410 Landwirte waren darin verwickelt. Mehr als 23 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen hat der Konzern bisher erstritten. Nur wenige Landwirte in den USA schaffen es, sich gegen den Agrokonzern zur Wehr zu setzen. Mit höchstgerichtlichen Klagen wollen sie bekämpfen, dass eine Handvoll Unternehmen bald diktieren könnten, wie die Zukunft des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus auszusehen hat.

Der Bericht bescheinigt den USA in den letzten Jahrzehnten einen kontinuierlichen Schwenk in Richtung Lebensmittel-Kommerzialisierung und Kontrolle der Saatgut-Rechte gemacht zu haben. Allein drei Agrochemie-Firmen – Monsanto, DuPont und Syngeta – kontrollieren demnach 53 Prozent des globalen Saatgut-Marktes. Die Top Ten Saatgut-Firmen, hauptsächlich in US-Besitz, kommen zusammen sogar auf 73 Prozent.

In dem Bericht werden aber nicht nur die umstrittenen Geschäftspraktiken von Monsanto und Co. kritisiert. Auch die mit dem verstärkten Anbau von Monokulturen einhergehenden Umweltschäden bieten Grund zur Sorge. So geht dadurch etwa die Artenvielfalt verloren, während der Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft immer weiter zunimmt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...