Politik

Chaos in Italien: Parteien finden keinen Präsidenten

Rebellion gegen Bersani: Seine eigene Partei verweigert dem Präsidentschaftskandidaten Marini ihre Stimmen. Die politische Krise in Italien setzt sich fort. Bersanis Deal mit Berlusconi ist gescheitert.
19.04.2013 09:24
Lesezeit: 1 min

Der politische Stillstand in Italien setzt sich fort: Pier Luigi Bersanis Versuch, einen neuen Präsidenten wählen zu lassen, ist gescheitert. Der Deal mit seinem Kontrahenten Berlusconi sah vor, die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Wahl eines neuen Präsidenten zu erreichen, indem sich die beiden unterschiedlichen Lager auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Die Stärkste Partei Italiens, Beppe Grillos M5S, war von diesem Plan ausgeschlossen (mehr hier).

Der 80-Jährige Franco Marini sollte diesen Posten füllen. Doch der Plan ging nach hinten los: Die Abgeordneten des  Mitte-Links-Bündnisses von Bersani verweigerten Marini ihre Stimmen. In einem ersten Wahlgang wurden die 1.007 notwendigen Stimmen klar verfehlt. Der zweite Wahlgang war eine Farce: Marini gewann überhaupt keine Stimmen mehr. Abgeordnete aus beiden Lagern warfen leere Stimmzettel in die Wahlurnen, um den Kandidaten vor einer weiteren Blamage zu schützen, berichtet Reuters unter Angabe einer nicht näher genannten Quelle.

Bersanis eigene Demokraten versagten ihm ihre Unterstützung. Daran wird deutlich, dass der Anführer des stärksten politischen Bündnisses nach der Wahl nicht im Sinne seiner Parteiangehörigen gehandelt hat. Die Revolte innerhalb der eigenen Partei, wurde angeführt von Matteo Renzi, ein potenzieller Nachfolger von Bersani, wie die FT berichtet. „Die Demokraten sind implodiert“, sagte Laura Ravetto, Abgeordnete bei Mitte-Rechts-Bündnis Berlusconis, der noch vor kurzer Zeit selbst Präsident werden wollte (hier). „Sie sind mindestens in drei, wenn nicht vier verschiedene Teile zerfallen.“

Der von Bersani und Berlusconi auserkorene Präsidentschaftskandidat war von Anfang an bei vielen Parteien im zersplitterten italienischen Parlament umstritten. Einerseits, wegen seines hohen Alters und andererseits, wegen fehlender internationaler Erfahrung. Bersani wollte Marini dazu bewegen, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen zu verkünden. Berlusconi hingegen hatte gehofft, dass durch den gemäßigten Marini eine große Koalition in Italien wieder möglich werden würde. Beide wurden enttäuscht. Italien bleibt unregierbar (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...