Politik

Boston: Verdächtige sollen aus Tschetschenien kommen

Lesezeit: 2 min
19.04.2013 14:33
Die beiden mutmaßlichen Bomben-Attentäter vom Boston-Marathon waren offenbar Brüder. Die 19 und 26 Jahre alten Männer sollen aus Tschetschenien kommen. Im Zuge der Fahndung wurde einer der beiden erschossen. Ein Großaufgebot an Spezialkräften wurde in Watertown zusammengezogen, um den zweiten Verdächtigen aufzuspüren. Nachdem zunächst ein Haus umstellt wurde, konzentrieren sich die Beamten jetzt wieder auf ein größeres Gebiet.
Boston: Verdächtige sollen aus Tschetschenien kommen

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

Die beiden Verdächtigen von Boston waren Brüder. Das berichtet der Boston Globe mit Verweis auf AP. Das Alter der beiden Männer wird mit 19 und 26 Jahren angegeben. Sie sollen aus einer russischen Region nahe Tschetschenien stammen. Bei dem sich derzeit auf der Flucht befindlichen Verdächtigen soll es sich um Dzhokhar A. Tsarnaev, den jüngeren der Geschwister handeln.

Polizei riegelt Watertown ab

Bereits in der Nacht wurde Tamerlan Tsarnaev im Zuge einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Dabei handelt es sich um den Verdächtigen, der auf den kurz zuvor veröffentlichten Fotos des FBI mit einer schwarzen Mütze zu sehen ist (mehr hier). An dem Toten, so wurde später bekannt, soll in der Leichenhalle ein Sprengstoffauslöser gefunden worden sein. Im Augenblick ist die Polizei mit einem Großaufgebot an Spezialkräften der K9-Unit sowie SWAT-Teams in Watertown und Umgebung unterwegs, um den zweiten Mann, er trug auf den Fotos eine weiße Mütze, ausfindig zu machen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Anwohner in Watertown, Waltham, Newton, Belmont und Cambridge wurden gebeten, in ihren Häusern zu bleiben und niemandem zu öffnen, abgesehen von der Polizei. Von Governeur Deval Patrick wird die Situation als „sehr ernst“ eingestuft. Der Flüchtige gilt als „extrem gefährlich“. Im Zuge der Fahndung sperrten die Beamten auch das gesamte MBTA-Netz. Außerdem wurde die Stadt abgeriegelt. Kein Fahrzeug darf in hinein oder hinaus, auch keine Taxis dürfen mehr fahren.

Unterdessen bleiben nicht nur die hiesigen Geschäfte, sondern auch die meisten Universitäten der Gegend, darunter Harvard, MIT, Boston University, Boston College, Northeastern, University of Massachusetts Dartmouth und Suffolk diesen Freitag geschlossen.

Haus und Fahrzeug in Watertown umstellt

Gegen 8:45 Uhr (Ortszeit) wurde ein SWAT-Team und ein gepanzerter Wagen gerufen. Die Polizei hat ein Haus und ein Auto in der Nähe der Kreuzung Willow Park und Quimby in Watertown umstellt haben. Die Beamten haben sich und ihre Waffen in Stellung gebracht. Im Visier habem die Ermittler dem Boston Globe zufolge auch eine Wohnung in der Norfolk Street in Cambridge in der Nähe des Inman Square. Mittlerweile sollen auch Sprengstoffexperten hinzugezogen worden sein. Man könne, so berichtet der Boston Globe unter Berufung auf Polizeisprecher David Procopio, nicht ausschließen, dass der Flüchtige explosives Material bei sich trage.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Wie der Boston Globe über seine Facebooseite meldet, hat das FBI nun ein weiteres Foto des auf der Flucht befindlichen Verdächtigen veröffentlicht. Nach den ersten unscharfen Aufnahmen wird nun eine deutliche Frontalabbildung des 19-jährigen Dzhokar Tsarnaev gezeigt.

Ebenfalls auf Facebook veröffentlicht der Boston Globe ein Foto des Polizeibeamten, der auf dem MIT-Campus getötet wurde. Demnach handelt es sich um den 26-jährigen Sean Collier aus Somerville. Bei dem Schwerletzten Beamten soll es sich um den 33-jährigen MBTA Transit Police Officer Richard H. Donahue Jr. handeln. Gut 20 weitere Beamte sollen im Medical Center St. Elisabeth in Brighton behandelt worden sein, nachdem sie bei der Verfolgungsjagd durch Granaten verletzt wurden, die aus dem Auto geschleudert worden sein sollen. Wie schwer ihre Verletzungen sind, ist nicht bekannt.

Verdächtige waren „normale“ US-Migranten

Am späteren Nachmittag deutscher Zeit werden weitere Einzelheiten zu den beiden Verdächtigen bekannt. Der Boston Globe lässt Personen aus dem Umfeld zu Wort kommen. Charakterisiert werden die Brüder als „normale“ US-Migranten. Demnach soll der ältere von beiden ein talentierter Boxer gewesen sein, der sogar Aussicht auf die Aufnahme ins Olympische Team gehabt haben soll. Er studierte am Bunker Hill Community College und wollte Ingenieur werden.

Sein jüngerer Bruder gehörte der Cambridge Rindge & Latin School Klasse 2011, einer öffentlichen Highschool, an. Im gleichen Jahr gewann er ein Cambridge City Scholarship. Aktuell soll er an der University of Massachusetts Dartmouth studiert haben. Von Personen aus ihrem Umfeld werden sie als unauffällig beschrieben. Gerade der 19-Jährige soll stets freundlich, wenn auch nicht besonders eng mit seinen Klassenkameraden gewesen sein. Zwar soll er Muslim, aber nicht religiös gewesen sein. Auch seine Lehrer zeigen sich fassungslos. Im Nachhinein als Warnsignal wird jedoch ein Photoessay des 26-Jährigen mit dem Titel “Will Box for Passport” gewertet. In einer Bildunterschrift soll er erklärt haben, nicht einen amerikanischen Freund gehabt zu haben. Er würde die Amerikaner nicht verstehen.

Die Familie der Brüder, so der Photoessay, habe zwischenzeitlich in Kirgistan und Dagestan gelebt, bevor sie als Flüchtlinge in die USA gekommen seien.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Gegen 10:30 Uhr (Ortszeit) scheint sich die Szenerie rund um ein umstelltes Haus wieder entspannt zu haben. Die Beamten würden derzeit in einem 20 Blocks umfassenden Gebiet nach dem Verdächtigen fahnden. Auch am Logan International Airport gäbe es mittlerweile ein erhebliches Beamtenaufgebot. Im Terminal E würden schwer bewaffnete Polizisten patroullieren. Die Autos würden allerdings nicht kontrolliert. Insgesamt, so heißt es, befänden sich auf Grund des lahmgelegten öffentlichen Nahverkehrs deutlich weniger Passagiere am Flughafen.

Einige von US Today befragte Anwohner empfinden die Szenerie als unwirklich.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
USA >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...