Die Debatte um die Fertigstellung des Dachs am Berliner Hauptbahnhof ist neu entflammt. Angestoßen wurde die Diskussion von Haushaltspolitikern des Bundestags. Sowohl Regierungs- als auch Oppositionspolitiker fordern eine rasche Fertigstellung.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten auf Nachfrage, dass das Projekt noch vor dem Sommer überprüft werden soll. Welche zusätzlichen Kosten dabei auf die Bahn und damit letztlich auf die Steuerzahler zukommen könnten, darüber wollte man bei der DB keine Angaben machen.
Auch ohne Montage war allein die Beschaffung der Teile, der Stahlbögen etc., schon teuer genug. „Der Bund hat bereits 51,6 Millionen Euro für die vollständige Dachkonstruktion gezahlt“, sagte Claudia Winterstein (FDP) zum Spiegel. Seit mehr als zehn Jahren sind die bereits gelieferten Dach-Elemente beim Ostbahnhof eingelagert – und rosten dort vor sich hin. Wer die nachträgliche Errichtung finanzieren wird, ist ungeklärt. Ganz zu schweigen von den Kosten, die aufgrund etwaiger falscher Lagerung der Teile zu tragen sind.
Damit der Hauptbahnhof für die Fußball-WM 2006 in Betrieb gehen konnte, wurde das Dach in stark verkürzter Form gebaut. Die drei oberirdischen Bahnsteige wurden nur auf einer Länge von 320 Metern statt der geplanten 450 Meter überdacht. Nach der Eröffnung im Mai 2006 wurden die Gesamtkosten mit 1,2 Milliarden Euro beziffert. Rund 700 Millionen Euro sollte er ursprünglich kosten.
Die Politik fordert nun die Vollendung der Dachkonstruktion im Jahr 2015, wenn die Gleise der Fernbahnstrecke saniert und für drei Monate gesperrt werden. Noch einmal so lange soll danach die Sperre der S-Bahn-Gleise andauern, die ebenfalls renoviert werden. Die Bahn weigerte sich bisher, für diesen Zeitraum auch die Dachfertigstellung anzusetzen, weil dafür eine Totalsperre der Ost-West-Strecke notwendig wäre. Der DB-Sprecher bestätigte dies. Die entsprechenden Betriebsausfälle könnten zusätzliche Kosten verursachen.
Ob die Verlängerung des Daches für die Bahnsteige tatsächlich notwendig ist, bleibt fraglich. Ästhetische Abwägungen und die bisher geleistete Kostenübernahme durch den Bund könnten eine größere Rolle spielen als die Nutzenfrage. Darüber hinaus sind es nur wenige Züge, bei denen überhaupt ein Teil der Waggons im Freien zum Stehen kommt. Es wird sich zeigen, ob den Verantwortlichen der Ein- und Ausstieg der betroffenen Fahrgäste die zusätzlichen Kosten wert ist oder nicht.