Finanzen

Finanz-Produkte: Konsumenten werden weiter in die Irre geführt

Lesezeit: 1 min
21.06.2013 23:36
Trotz Finanzkrise werden die Konsumenten bei Finanz-Produkten unverändert in die Irre geführt. Die Politik hat ihre Versprechen um Verbraucherschutz und Transparenz nicht eingehalten. Gegen die international deregulierte Finanzwelt sind Verbraucher machtlos.
Finanz-Produkte: Konsumenten werden weiter in die Irre geführt

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bis zum Ende des Jahres 2012 sollte es keine unregulierten Finanzprodukte mehr geben. Die EU-Politik ist damit jedoch schon lange in Verzug. Versteckte Provisionen stehen im Vordergrund der Banken, die vor allem ein Interesse haben: Ihre Produkte mit allen Mitteln in den Markt zu drücken. Die Konsumenten werden weiter durch undurchsichtige Finanzprodukte in die Irre geführt - als hätte es nie eine Krise gegeben. 

Nun nimmt das EU-Parlament einen neuen Anlauf.

Allzu viel Chancen werden ihm nicht eingeräumt.

Das Parlament will gegen die Positionen der Mitgliedstaaten eine neue Finanzmarktrichtlinie durchsetzen, die keinen „Handel von irgendeinem Finanzpapier ohne eine Regulierung“ mehr erlaubt, sagte der EU-Abgeordnete Markus Ferber dem DLF. Dabei geht es nicht nur um den Verbraucherschutz, sondern auch um Spekulationen mit Lebensmittelderivaten.

Die Mitgliedstaaten hätten „viel an Dynamik in den letzten Jahren verloren“ und „außer schönen Worten wenig an Konkretem beigeliefert“. Viele Papiere seien an Privatkunden verkauft worden, obwohl sie dort nichts zu suchen hätten. Um den unkontrollierten Verkauf solcher Risikopapiere einzudämmen, sollen „versteckte Provisionen“ aus den Produkten gestrichen werden.

Schon 2014 soll diese neue Richtlinie über die Struktur der Finanzmarktprodukte stehen. Das EU-Parlament will 80 bis 90 Prozent seiner Themen gegen die Regierungen der Mitgliedstaaten durchsetzen. Allerdings handelt es sich um „eine sehr komplexe Welt“ und das fängt schon mit der Lokalisierung der unterschiedlichen Handelsplätze an.

Wie aber soll das EU-Parlament den internationalen Handel mit Schrottpapieren regulieren? Ferber weiß, dass sein Versuch mehr symbolischen als realen Charakter hat. Schon allein die Finanzmärkte in Europa seien „sehr unterschiedlich strukturiert“. Nun soll eine neue Regulierung und Kontrolle der Provisionen von Finanzprodukten „auf der Ebene der Mitgliedstaaten entschieden werden“, sagte Ferber.

Die international weitgehend deregulierte Finanzwelt folgt jedoch ihren eigenen Regeln. US-Banken legen derzeit wieder Immobilien-Schrottpapiere auf (hier). Eine neue EU-Richtlinie wird diese Papiere nicht erfassen. Die Folgen der Schrottpapiere warten indes auf die Aufarbeitung durch den Steuerzahler: Allein in den europäischen Bad Banks lagern Finanzprodukte im Wert von 1.000 Milliarden Euro (hier).

Abtragen müssen die Schulden jene Bürger, denen zuvor die Schrottpapiere ohne ausreichende Beratung angedreht worden sind.

Die einzig wirksame Regulierung dieser Märkte kann daher nur ein umfassender Konsumenten-Boykott sein.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Financial Times: Trotz Sanktionen zahlen europäische Banken hohe Steuern an Russland
30.04.2024

Trotz EU-Sanktionen zahlen europäische Banken wie Raiffeisen und Deutsche Bank hohe Steuern an Russland – politische und wirtschaftliche...