Deutschland

Deutsche Bahn: Kunden sollen für Hochwasser-Schäden zahlen

Die Deutsche Bahn rechnet bei den ihr entstandenen Schäden durch das Hochwasser mit bis zu einer Milliarde Euro. Dagegen gab es offensichtlich keinen Versicherungsschutz. Nun sollen die Bahnkunden für den Schaden aufkommen – und für die Umstellung auf Ökostrom gleich mit.
25.06.2013 00:24
Lesezeit: 1 min

Die Deutsche Bahn AG rechnet nach der jüngsten Flut-Katastrophe mit Schäden in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro. Weil die Bahn seit 2007 keinen Versicherung für Hochwasser-Verwüstungen mehr hat, sollen nun die Kunden über höhere Preise dafür aufkommen.

Das ließ Rüdiger Grube, der Vorstandvorsitzender der Deutschen Bahn AG, in einem Interview mit der Bild-Zeitung durchblicken. Auf die Frage, ob die Schäden, die der Bahn durch die Flut entstanden sind, über höhere Preise von den Kunden bezahlt werden, sagte Grube:

„Zu den Preisen können wir erst im Herbst etwas sagen. Aber klar ist: Unsere Kostenbelastung steigt weiter – vor allem wegen der steigenden Umlage für Ökostrom und des jüngsten Tarifabschlusses. Diese erheblichen Zusatzkosten können wir nicht einfach ignorieren.“

Grube spart auch nicht mit Kritik an der Energiewende. Durch diese werde Bahnfahren bestraft. „Wir haben unsere ICE-Flotte im Frühjahr auf Ökostrom umgestellt“, so der Bahn-Chef. Statt diese Umstellung zu fördern, solle das Unternehmen künftig 100 Millionen Euro Umlage zahlen. „Damit würden Kunden, die ökologisch reisen wollen, auch noch bestraft. So darf es nicht sein“, sagte Grube.

Vergangene Woche wurde deutlich, dass die Bahn aus Kostengründen seit dem Jahr 2007 keine Flut-Versicherung mehr unterhält. Diese Nachricht des Vorstands sorgte im Aufsichtsrat für einigen Unmut. „Die Bahn weiß genau, dass am Ende eh der Bund zahlt. Da hat sie sich die Ausgaben wohl einfach gespart“, zitiert der Spiegel ein Mitglied. Schließlich habe der Bund nach der Jahrhundert-Flut von 2002 zugesagt, niemand solle nachher schlechter dastehen als zuvor. „Das galt ja auch für die Bahn“. Und ein anderer Aufsichtsrat sagte: „Das ist typisch Bahn: Wenn es schlecht läuft, ist sie ein Staatskonzern, wenn es gut läuft, ein unabhängiges Unternehmen.

So wird der deutsche Steuerzahler bei der Bahn bald doppelt zur Kasse gebeten. Einmal über eine mögliche Entschädigung für die Flutschäden durch den Bund und natürlich über höhere Preise.

Auch der Europäischen Kommission ist die Verbindung zwischen der Deutschen Bahn und dem Bund ein Dorn im Auge. Erst vergangene Woche warf die EU-Kommission Deutschland vor, die Bahn möglicher Weise durch eine unzureichende Rechnungsführung quer zu subventionieren.  Denn die Bahn finanziert ihre Tochter-Unternehmen teilweise mit Steuergeldern, die sie vom Bund für den Ausbau des Schienen-Netzes erhält. Zudem geriet die Deutsche Bahn auch ins Visier der Staatsanwaltschaft, von jahrzehntelanger Korruption ist hier die Rede (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ultimatum statt Diplomatie: Moskaus Bedingungen für einen Friedensvertrag
03.06.2025

Russland hat nach tagelangen Forderungen nun sein Memorandum für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine veröffentlicht. Im Grunde...

DWN
Technologie
Technologie Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
03.06.2025

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft...

DWN
Politik
Politik Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
03.06.2025

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...