Finanzen

Ärger für Draghi: Italien droht Milliarden-Verlust durch Derivate-Geschäfte

Mit Derivate-Verträgen besserte Italien in den 90er Jahren seine Finanzen auf, um die Beitrittsbedigungen für den Euro zu erfüllen. Das zeigen vertrauliche Unterlagen. 2012 mussten diese auslaufenden Verträge umgeschichtet werden. Ein Verlust von mehr als acht Milliarden Euro droht. Das setzt auch EZB-Chef Mario Draghi erneut unter Druck. Draghi war in den neunziger Jahren Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums.
26.06.2013 10:43
Lesezeit: 2 min

EZB-Chef Draghis wird sich erneut zu Vorfällen während seiner früheren Arbeit als Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums rechtfertigen müssen. Diesmal geht es nicht um die Bank Monte dei Paschi, sondern um Kreditgeschäfte des Landes. Derivate-Deals aus den 90er Jahren wurden nun öffentlich. Deals, durch die Italien nun Verluste in Milliardenhöhe drohen.

Ein 29-seitiger Bericht des italienischen Finanzministeriums zeigt, wie es dem schon in den 90er Jahren hochverschuldeten Land gelang, die Voraussetzungen für den Euro doch noch zu erfüllen. Doch er zeigt auch, welches hohe Risiko der italienische Staat damals einging. 1995 hatte Italien ein Haushaltsdefizit von 7,7 Prozent. Doch schon 1998 – das entscheidende Jahr für einen Beitritt in die Eurozone - lag das Defizit nur mehr bei 2,7 Prozent. In der gleichen Zeit erhöhten sich die Steuern aber nur minimal und die Staatsausgaben sanken nur geringfügig.

Rom schloss damals mit ausländischen Banken Derivate-Deals – acht an der Zahl, so der Bericht. Damit konnte das Defizit vorübergehend gesenkt werden. Schaut man Griechenland an, scheint das für die damaligen Regierungen Normalität gewesen zu sein (hier).

In den ersten Monaten des vergangenen Jahres mussten die Derivate-Verträge, die Italien mit den ausländischen Banken hatte, umgeschichtet werden. Es ist kein Geld zur Begleichung der Deals da gewesen. Insgesamt haben diese einen Nennwert von 31,7 Milliarden Euro. Mit welchen Banken diese Deals geschlossen wurden, ist in dem Bericht nicht näher angegeben.

Zwar gibt es im Bericht keinen Hinweis auf die potentiellen Verluste, die dem Land dadurch drohen. Doch von der FT und der italienischen Zeitung La Repubblica, der der Bericht zugespielt wurde, befragte Experten gehen von Verlusten von mindestens acht Milliarden Euro aus.

Mit diesen neuen Informationen gerät auch wieder EZB-Chef Draghi ins Rampenlicht der dubiosen Derivate-Geschäfte. Er war zur damaligen Zeit Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums, danach ging Draghi zu Goldman Sachs. Es ist davon auszugehen, dass er in dieser Funktion von den Deals wusste. Deals, die denen der italienischen Bank Monte dei Paschi ähneln. Genau diese Geschäfte sind der Grund für die finanziellen Schwierigkeiten der Bank – und auch hier hatten sich zuletzt die Vorwürfe gegen Draghi erhärtet (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...